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Heimat- und Verkehrsverein (HVV)
 63785 Obernburg am Main

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Spessartbund Ortsgruppe Obernburg e.V.

Bereits um 1900 gehörte eine größere Anzahl von Obernburger Männern, vornehmlich aus dem Beamtenstand, dem Verein der Spessartfreunde als Mitglieder an. Sie nahmen an Wanderungen der Spessartfreunde teil und veranstalteten solche auch selbst. Auf dem Foto, das aus dem Jahre 1920 stammen soll, zieht eine Wandergruppe am Gasthaus „Zur Sonne“ vorbei.

2014-28-1 Gruppe alt vor Sonne
2014-28-2 Signet
2014-28-3 Plakat 1928

Angeregt durch einen Vorschlag des Vorstands der „Hochspessart-freunde“ Rothenbuch mit Sitz in Frankfurt, doch auch in Obernburg eine Ortsgruppe zu etablieren, lud Bürgermeister Heinrich Wörn eine Gruppe von Interessierten für den 15. Dezember 1926 in das Gasthaus „Zum Löwen“ ein. Die 31 erschienenen Männer standen hinter diesem Vorschlag und vollzogen die Vereinsgründung.

Oberlehrer Martin Hußlein wurde zum Vorstand, Dentist Hugo Klemm zum Kassier und der Kaufmann Leo Vad zum Schriftführer gewählt. Den festgesetzten Jahresbeitrag von 2 Reichsmark kassierte man halbjährlich ein. Im Mai 1927 zählte der Verein bereits 75 Mitglieder und es wurde ein erster Wanderplan aufgestellt.

 

Durch den Zusammenschluss der verschiedenen Spessartvereine und Ortsgruppen im Jahr 1928 wurde der „Spessartbund“ ins Leben gerufen.

Der Specht als typischer Bewohner des Spessarts wurde zum Symbol des Spessartbundes, zu seinem Wappentier. Die Mitglieder bezeichneten und bezeichnen sich als „Spechte“, die jungen Leute als „Jungspechte“.

 

 

Als Austragungsort für das erste Spessart-Bundesfest am 1. Juli 1928 erhielt Obernburg den Zuschlag, da es mit seiner neu erbauten Stadthalle besonders für den Festabend mit Reden sowie gesanglichen, turnerischen und sportlichen Darbietungen geeignet war.

Ein von Josef Michelbach organisierter imposanter Festzug mit 20 Wagen und historischer Gruppe aus der reichen Geschichte Obernburgs bewegte sich am Folgetag durch die festlich geschmückte Stadt.

Die Leitung der Ortsgruppe lag von 1926 bis 1931 in den Händen von Oberlehrer Martin Hußlein. Ihm folgte von 1931 bis 1934 Lehrer Josef Michelbach, dann übernahmen von 1934 bis 1937 Dentist Hugo Klemm, von 1937 bis 1941 Oberinspektor Josef Lebert und von 1941 bis 1947 Kreisbaumeister Adam Steigerwald die Führung.

2014-29-1 Martin Hußlein

Martin Hußlein

2014-29-2 Michelbach Josef

Josef Michelbach

2014-29-3 Lebert und Klemm

Josef Lebert, Hugo Klemm

2014-29-4 Steigerwald

Adam Steigerwald

2014-29-5 Wanderplan 1931
2014-29-7 1934 Waldhaus
2014-29-6 Gruppe 1936

 

Die beiden Fotos zeigen Wandergruppen in den Jahren 1934 und 1936.

Der Wanderplan von 1931 zeigt, dass die Wanderungen schon da-mals nicht nur im Spessart, sondern auch im Odenwald stattfanden.

 

1933 kam es zu einer organisatorischen Änderung. Der „Spessartbund“ wurde dem Deutschen Reichsbund für Leibes-übungen unterstellt, und er musste seine Jugendorganisation an die Hitlerjugend abgeben.

 

In den Folgejahren beteiligten sich immer mehr Wanderfreunde an den angebotenen Touren. So ist im Jahresbericht von 1936 zu lesen, dass an den Wanderungen insgesamt 188 Männer, 57 Frauen und 34 Jugendliche teilnahmen. Mit der Bahn wurden 444 km, mit Autos 347 km und zu Fuß 325 km zurückgelegt.

2014-30-1 Saalburg

Ein besonderer Wanderaus-flug ist unter dem 2. und 3. Juli 1938 im Wanderbuch protokolliert.

 

Mitglieder der Ortsgruppe besuchten die Frankfurter Ortsgruppe, besichtigten den Flughafen und die Stadt und wanderten dann zusammen von Bad Homburg aus auf die Saalburg.

 

Das Bild zeigt die Obernburger „Spechte“ zusammen mit den „Hochspessartfreunden“ Frankfurt vor der Saalburg (in zünftiger Wanderkleidung). Von Links: Karl Schüßler, Adam Steigerwald, Willy Schneider (Frankfurt), Josef Lebert (der Bahn-Lebert), W. Stahl (Frankfurt), in der Frauengruppe Emil Reichert, daneben Helene Dagge und Franz Link

Bis zum Ausbruch des Zweiten Weltkrieges sind in der Vereinsgeschichte keine besonderen Ereignisse vermerkt. Während der Kriegsjahre hatten der „Spessartbund“ und die Ortsgruppe jedoch unter den Kriegseinwirkungen zu leiden. Die Wandertätigkeit wurde aber trotz aller Widrigkeiten nicht eingestellt. So führte man 1942 18 Wanderungen durch, an denen sich insgesamt 250 Wanderer beteiligten, die die beachtliche Wegstrecke von rund 5.500 km zurücklegten. Elf Mitglieder erwarben sich die verdienten Wanderauszeichnungen. Allerdings erhielten sie diese wegen der bestehenden Verkehrs-, Verpflegungs- und sonstigen Schwierigkeiten infolge des Krieges schon für neun statt zwölf planmäßigen Wanderungen.

2014-30-2 Gruppe 1949 Rück-Schippach

Wandergruppe 1949 in Rück-Schippach

Das für den Anfang des Jahres 1945 aufgestellte Wanderprogramm konnte wegen der sich immer mehr häu-fenden Fliegerangriffe und wegen der Inanspruchnahme von Mitgliedern durch Volks-sturmübungen usw. nicht eingehalten werden. Nach Kriegsende wurden aber mit Zustimmung der Militärregierung bereits wieder zwölf Wanderungen durchgeführt, an denen 162 Personen teilnahmen. Im Protokollbuch dieses Jahres ist zu lesen: Der neue Wanderplan ist weitgehend den Verhältnissen ange-passt. Es ist Rücksicht genommen auf die Verpflegungsschwierigkeiten, den Mangel an Schuhwerk und die Un-sicherheit im Bahnverkehr.

2014-31-1 Franz Link

Ab 1947 übernahm Franz Link die Vereinsführung.

2014-31-2 Gruppe Hundsrück1952
2014-31-3 Gruppe Dornau

Bild oben: Wandergruppe Juni 1952 Hof Hundsrück

Bild links: Wandergruppe Februar 1953 in Dornau

In den Folgejahren normalisierte sich die Situation für die Wanderfreunde wieder.
1951 konnte der Verein sein 25-jähriges Jubiläum mit einem leider verregneten Fest am Waldhaus begehen.
Für 1954 vermerkt das Protokollbuch: Die Obernburger „Spechte“, die sich zum großen Teil aus ganzen Wanderfamilien zusammensetzen, legten zusammen im Wanderjahr 19.331 km zu Fuß, 11.043 km mit Omnibussen und 11.945 km mit der Eisenbahn zurück. 38 Aktive und 33 Jugendliche erwarben sich das Zwölfer-abzeichen.

2014-32-1 Festzug 1954

 

1954 richtete die Ortsgruppe unter der Leitung von Franz Link sehr erfolgreich das 26. Spessartbundesfest in Obernburg aus. An dem Festzug (Bild links) beteiligten sich 52 Ortsgruppen und über 20 Wander-kapellen.

 

Gerne gesehen waren die Obernburger Wanderfreunde aber auch bei vielen Fest-zügen in Obernburg und im weiteren Umkreis.

2014-34-2 Festzug mit Franz Link
2014-32-3 Festzug mit Bembel

Bild oben: Festzug beim Athletenfest
Bild unten: Festzug beim Apfelblütenfest 1961

2014-32-4 Link ehrt Janson

Bei der Jahresschlussrast mit Generalversammlung im „Bayerischen Hof“ wurden die Mitglieder für die Teilnahme ab einer bestimmten Anzahl Wanderungen ausgezeichnet, so wie auf dem Bild unten Heinz Janson.

2014-33-1 Rudolph Heinrich

Die Ende 1952 von Franz Link ins Leben gerufene Mandolinen- und Gitarrengruppe entwickelte sich unter der Leitung von Heiner Rudolph (Bild links) sehr gut. Sie bewies bei vielen Anlässen (Festabenden, Festzügen, Wanderungen) ihr Können und besaß ein großes Ansehen.

 

Bei ihrem 10-jährigen Bestehen im Jahr 1962 war die Wanderkapelle auf über 20 Spielerinnen und Spieler angewachsen.

2014-33-3 Festzug mit Mandolinengruppe
2014-33-2 Musikgruppe im BayHof
2014-33-4 Mandolinengruppe Festzug Seligenstadt 1961

Heute spielt nur noch eine kleine Gruppe bei besonderen Veranstaltungen. 2005 beteiligten sich Obernburger Mandolinen- und Gitarrenspie-ler zusammen mit Großwallstädter Musikanten (Bild rechts) beim Spessartbundesfest in Bürg-stadt am größten Mandolinenorchester der Welt (383 Musiker) und erreichten einen Eintrag in das Guinness-Buch der Rekorde.

 

2014-33-5 Mandolinengruppe Stadthalle
2014-33-6 Weltrekord
2014-34-1 Gedenkstein Einweihung

Nach dem Tod von Franz Link übernahm Hans Fenk (Bildmitte) die Vereinsleitung bis 1979. Zum 40. Vereinsjubiläum wurde unter seiner Regie am 17. Juli 1966 zur Erinne-rung an die verstorbenen Mitglieder an der Buchhölle ein Gedenkstein am Weg zum Waldhaus aufge-stellt, an dem jedes Jahr am Totensonntag eine Feierstunde statt-findet.
Unter anderem wurde bei der Einwei-hungsfeier auch an Hugo Klemm, Josef Lebert und Adam Steigerwald gedacht, die wegen ihrer vielen gemeinsamen Wande-rungen als die „Heiligen Dreikönige von Obernburg“ bekannt waren.

2014-34-2 Friedl Ackermann

Von 1980-1996 führte Friedel Ackermann (Bild links) die Ortsgruppe. In dieser Zeit wurde beschlossen, einmal im Monat eine Senioren-wanderung durchzuführen. Um eine Wertung zu erreichen, musste sie länger als sechs Kilometer sein. 1985 beteiligten sich zwischen 26 und 35 Personen daran. Daneben bot man auch Kegelnachmittage an.

1987 nahm die Ortsgruppe am Festzug des Mümlingtalfestes in Obernburg teil (Bild unten).
 

2014-34-3 Verein 1987

Von 1996 bis 2002 übernahm Ferdinand Lang die Vereinsleitung. Ihm folgten von 2002 bis 2012 Klemens Szidzek und Gottfried Krüger gemeinsam. Seit 2012 leitet Klemens Szidzek nun alleine die Obernburger „Spechte“.

2014-34-1 Krüger_Lang_Szidzek

Unter ihrer engagierten Vereinsleitung entwickelte sich der Verein weiter. Traditionell wurden und werden weiterhin zahlreiche Wanderungen im Spessart und Odenwald durchgeführt. Aber auch mehrtägige Wanderfahrten gehören inzwischen zum Vereinsprogramm.

Nicht namentlich erwähnt werden können hier die Mitglieder, die sich als stellvertretende Vorstände, Kassiere, Protokoll- und Schriftführer, Pressewar-te, Wanderführer, Seniorenbetreuer, Wegewarte, Jugendwarte, Naturschutzwarte und Musikgruppen-leiter um den Verein und den Gau verdient gemacht haben.


Bild links:
Gottfried Krüger, Werner Vill, Ferdinand Lang, Klemens Sizidzek

In den letzten Jahren konnte sich die Mitgliederzahl bei 120 Personen halten, wobei die Mitglieder nicht mehr nur aus Obernburg, sondern von Kahl bis Miltenberg und von Mömlingen bis Hobbach kommen. Auch interessierte Gastwanderer sind häufig mit dabei. An den angebotenen Wanderungen für Aktive nehmen durchschnittlich 20 Personen teil, an den Seniorenwanderungen circa 15 Personen.

Nicht nur die Ortsgruppe Obernburg klagt heute wie viele andere Vereine auch über Überalterung und Nachwuchsmangel. Für die Zukunft wünscht sich die Ortsgruppe, die 2016 ihr 90jähriges Bestehen begeht, neue junge Mitglieder, die den Verein am Leben erhalten. Dazu der Wandergruß: „Frisch auf!“

Heinz Janson

Quellen:
Protokollbücher des Vereins
Unterlagen von Klemens Szidzek
Zeitschrift Spessart Heft 6-1928
Chronik des Spessartbundes, Aschaffenburg 2013