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Heimat- und Verkehrsverein (HVV)
 63785 Obernburg am Main

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Rund um das Obernburger Rathaus

Seit Juli 2008 erstrahlt das Obernburger Rathaus nach umfangreichen Renovierungsarbeiten in neuem Glanz und teilweise in neuer roter, statt wie vorher in heller Farbe. Die geänderte Farbgebung sorgte für reichlich Gesprächsstoff bei den Bürgern. Dabei haben nicht nur die Rathausgebäude sondern auch die Gebäude um das Rathaus in ihrer Geschichte des Öfteren Veränderungen erlebt.

Wahrscheinlich entstand 1452 ein erstes Rathaus mit der im ersten Stock gelegenen Ratsstube als Fachwerkhaus am Platz des heutigen roten Gebäudes. Damals und in den folgenden Jahrhunderten war hier auf dem Petersberg das Zentrum der Stadt Obernburg mit eben dem Rathaus, der Kirche mit Friedhof, dem Frühmesserhaus, dem Stadtschreiberhaus, dem ehemaligen Gaden (massives Schutz- und Lagergebäude) und den ersten Schulen (Johannes Obernburger sorgte im 16. Jahrhundert für die Errichtung einer ersten Stadtschule).

Rathaus Plan um 1800

In diesem auf der Basis der Urkatasterkarte von 1844 erstellten Lageplan wird versucht, die um die Kirche und den Friedhof liegenden Gebäude um das Jahr 1800 darzustellen.

R     Rathaus
K     Erste Knabenschule
F     Frühmesserhaus
M     Erste Mädchenschule
G     Gaden
S     Stadtschreiberhaus

Sowohl Rathaus und Knabenschule als auch Knabenschule und Frühmesserhaus (1752 neu erbaut) waren zu dieser Zeit noch nicht miteinander verbunden.

Seit 1772 amtierte in Obernburg ständig ein Stadt- und Amtsvogt. Er sprach über den Bereich der Stadt hinaus Recht und übte die Verwaltung in der Vogtei aus. Der zweite Amtsvogt Franz Braun zog 1794 in das Frühmesserhaus ein. Mit dem Fürstentum Aschaffenburg kam auch Obernburg 1814 zum Königreich Bayern und wurde Sitz eines bayerischen Landgerichts. Erster Landrichter wurde der frühere Amtsvogt Franz Braun. Das Landgericht wurde damals in dem Fachwerkhaus der ersten Knabenschule untergebracht. Die Knabenschule musste umziehen und zwar in das ehemalige erste Mädchenschulgebäude (später Drogerie-Schuck bzw. Metzgerei Breunig). Wegen der Zusammenlegung der Landgerichte Kleinwallstadt und Obernburg 1829 wurde eine Erweiterung notwendig. Der Frühmesser bezog daher 1829 das bisherige Stadtschreiberhaus.

Rathaus  Bezirksamtsgebäude vereinigt

Das alte Frühmesserhaus wurde durch den heute noch bestehenden Treppenaufgang mit dem bisherigen Landgerichtsgebäude verbunden.

Das Gadengebäude wurde zum Gefängnis. Der Durchgang zwischen Rathaus und Landgericht zur Kirche blieb erhalten. Das Landgericht hatte also damals noch eine schmalere Giebelfront als heute. Der nebenstehende Lageplan zeigt in etwa die Situation von 1829.

Nach der Renovierung von 2008 erkennt man deutlich die Bausubstanz der zwei ehemaligen Gebäude (rechts).

Rathaus Fachwerkhaus Eingang 2008
Rathaus Fachwerkbau seitlich zwei Dachhöhen
Rathaus Landgericht mit Anbau

1840 war wegen der erneut zu eng gewordenen Amtszimmer eine Erweiterung erforderlich. Ein eingeschossiger Anbau an das ehemalige Knabenschulgebäude für ein Hypothekenbücher- und Depositenzimmer wurde errichtet.

Der Durchgang zwischen Rathaus und Landgericht zur Kirche war nun nicht mehr möglich.

 

 

Ebenso entstand ein Nebengebäude für Remise, Stallung, Holzlege und Waschküche. Zur Kirche hin war der zwischen Anbau und Remise bestehende Hof durch eine Mauer mit einem Tor abgeschlossen.

Rathaus Büroplan Landgericht

Der Plan von 1862 zeigt die vom Landgericht im Erdgeschoss belegten Räume

1 = Arbeitszimmer des Königl.  Herrn Landrichter
2 = Pflegschaftsamt
3 = Einzelrichteramt
4 = Notariat
5 = Taxamt
6 = Gerichtsdiener
7 = Registratur
8 = Kassagewölb
9 = Gang, zugleich Wartezimmer

1861 kam es zur Trennung von Verwaltung und Justiz. Ein neues repräsentatives Sandsteingebäude wurde vor den Toren der Stadt errichtet, in das Bezirksamt und Landgericht einzogen (heute beherbergt der Bau das Finanzamt). Gleichzeitig wurde ein neues Gefängnis an der Ecke Lindenstraße/Kreßstraße gebaut.

Nach dem Auszug des Landgerichts wurden die nunmehr zwei Knabenschulklassen in das frei gewordene Gebäude verlegt. Die zwei Schulsäle befanden sich im ersten Stock, die zwei Lehrerwohnungen im Erdgeschoss. 1891 erfolgte der heute noch sichtbare Anbau am Kirchplatz (heute öffentliches WC), der für eine Verbesserung der damaligen Abortverhältnisse sorgte.

Das Rathausgebäude befand sich 400 Jahre nach seiner Errichtung in einem so schlechten baulichen Zustand, dass man es nach 1860 renovieren wollte. Ein Plan von 1864 sprach noch von „Erneuerung einer Länge und Giebelfassade an dem Rathhause zu Obernburg“. Der Vorbau mit der steinernen Wendeltreppe ist auf diesem Plan von einem Türmchen gekrönt.

Rathaus Originalplan für Neubau 1868 Rathausfront mit Türmchen Rathausgiebel mit Türmchen

Die Renovierung im Jahre 1868 kam dann aber eher einem Neubau gleich. Der mit rotem Mainsandstein errichtete Bau im neugotischen Stil, der bei der Renovierung im Jahre 2008 rot gestrichen wurde, hatte im Erdgeschoss an der Ecke zur Mainstraße eine Holzhalle für den Benefiziaten. Daneben stand die Feuerspritze, anschließend hatte der Benefiziat einen weiteren Raum, ihm gegenüber, zum Rathausplatz hin, war der Eingang zum Keller, daneben die Rathauseingangstür, die zur Wendeltreppe führte, über die man die im ersten Stock gelegenen Rathausräume erreichte.

1875 wurde vor dem Rathaus eine 5 m lange und 2 m breite Brückenwaage eingebaut und aus einem Erdgeschossraum heraus bedient.

Nach 1900 wurden die Schulsäle zu klein für die gewachsenen Schülerzahlen. In einem Klassenraum saßen 71 Schüler auf 56 Quadratmetern (0,78m² pro Schüler, heute ca. 2,50m²). 1909 wurde die neue Knabenschule hinter dem Kriegerdenkmal sowie das an der Römerstraße liegende Lehrerwohnhaus (heute Friseursalon Schmock) eingeweiht.

Rathaus Ansicht ganz alt
Rathaus mit Rupp verputzt
Rathaus mit Kuhfuhrwerk Farbe
Rathaus alt aus Spessart1
Rathaus Postkarte mit Schuck und Rupp
Rathaus Kirchturm Blumen
Rathaus Ansicht mit Bingemer
Rathaus mit Rupp Farbe
Rathaus Benefizatenhaus Mainstraße alt Rathaus und Römermuseum_1
Rathaus und Frühmesserhaus

Nach dem Auszug der Schule diente das Gebäude als Wohn- und Geschäftshaus. So bezog Heinrich Bingemer im Juli 1910 die vorher von den Lehrern bewohnten Räume und verlegte auch im August seine Druckerei in das Gebäude.

 

 

 

Nach dem Auszug von Bingemer hatte ab 1927 das Friseurgeschäft Rupp seine Geschäftsräume im Erdgeschoss. Dabei wurde die Fassade baulich verändert, ein Schaufenster und ein Eingang wurden eingebaut. Der Rückbau erfolgte 1993.

1954 wurde nach Umbau-maßnahmen im Erdgeschoss des Frühmesserhauses das Römermuseum mit seinem Eingang vom Kirchplatz her eröffnet.

 

 

 

Das Museum verblieb bis zu seiner Verlegung in die Untere Wallstraße im Jahr 1996 in diesen Räumen.

Rathaus Büros nach Renovierung Nees
Rathaus Sitzungssaal mit Nees
Rathaus Angerer Plan

Nach dem Krieg wurde es notwendig, dass das Rathaus auch Räume in der ehemaligen Knabenschule im Obergeschoss belegte. Unter den Bürgermeistern Willy Nees und Valentin Ballmann wurde vieles modernisiert und renoviert. Damals moderne Maschinen wie Photokopier-Apparat, Adressier-Maschine und eine Vervielfälti-gungsgerät wurden angeschafft.

 

 

 

Unter anderem wurde auch ein neuer Sitzungssaal eingerichtet.

 

In den 60-er Jahren wurde ein Rathausumbau mit teilweisem Neubau nach dem „Angerer-Plan“ ins Auge gefasst, aber nach heftigen Diskussionen sowohl im Stadtrat als auch in der Bürgerschaft abgelehnt. Vielmehr sollten sämtliche Räume des alten Rathauses als so genannte „kleine Lösung“ genutzt werden.

Rathaus Sitzungssaal Fenster2

 

Nach der Eingemeindung von Eisenbach 1978 wurden neue Räume benötigt. Die bisher privat vermieteten Räume und die leer stehenden Räume im Erdgeschoss wurden genutzt. Ein neuer Sitzungssaal entstand im Erdgeschoss an der Ecke Römerstraße/Mainstraße. Die ehemaligen Tore wurden mit von Leo Hefner entworfenen Glasmosaikfenstern, die Obernburger und Eisenbacher Motive zeigen, gefüllt.

Der Zugang zu den Rathausräumen wurde in den Fachwerkbau verlegt. Unter Bürgermeister Wendelin Imhof wurden 1993 abermals größere Umbau- und Sanierungsmaßnahmen durchgeführt. Bei diesem Umbau wurde die historische Fassade des Fachwerkbaues wieder hergestellt.

Nach dem Auszug des Römermuseums 1996 aus dem Frühmesserhaus wurden die frei werdenden Räume zum Teil als Archiv und als Büros der Stadtverwaltung genutzt.

Rathaus neu August 08

Bei der Renovierung 2008 wurde in der Mainstraße wieder eine Eingangstür eingebaut. Im Erdgeschoss befindet sich weiterhin ein Teil des städtischen Archivs, das Obergeschoss nutzen das städtische Bauamt und die kommunale Verkehrsüberwachung.

Rathaus Römerhaus Mainstraße von Klimmer aus

Die beiden Bilder entstanden nach der im Jahr 2008 erfolgten Renovierung von Rathaus und ehemaligem Frühmesserhaus.

Heinz Janson