Obernburgs Mühlen - Was wurde aus ihnen?
Obernburgs frühere Mühlen dienen heutzutage ganz unterschiedlichen Zwecken. Während die „Kochsmühle“ im Altstadtbereich als Sitz der Musikschule, Ort der Kleinkunstbühne oder als Ausstellungs- oder Vortragsraum für kulturell Interessierte ein fester Begriff ist, kennen Gastronomieliebhaber die andere „Kochsmühle“ im Weidig als das Lokal „Die Müllerei“. Die „Knechtsmühle“ an der Annakapelle gibt es bis auf wenige Mauerreste nicht mehr. Die an der Eisenbacher Straße 1 gelegene „Deckelmannsmühle“ hat noch ein funktionsfähiges Wasserrad. Die Mahlanlage ist aber schon lange abgebaut.
Mühlen waren wichtig für die Bevölkerung Für die früher meist bäuerliche Bevölkerung waren die Mühlen lebensnotwendig: Mahlmühlen machten Mehl aus dem angelieferten Getreide. Ölmühlen pressten Speiseöl aus Raps, Leinsamen oder Bucheckern. Das Recht, Mühlen zu betreiben, lag im Mittelalter beim Grundherrn, d. h. beim jeweiligen Landesfürsten. Er gab das Recht weiter an Erbpächter, die dafür meist jährliche Fruchtgülden oder sonstige Abgaben zu leisten hatten. Obernburg hatte den Vorteil, dass die Wasserkraft der Mömling kurz vor der Mündung in den Main zum Antrieb von Mühlen genutzt werden konnte. Wegen des relativ geringen Gefälles (an der Deckelmannsmühle betrug es nur 90 Zentimeter) waren in allen Obernburger Mühlen unterschlächtige Wasserräder üblich. Im frühen Mittelalter lag vermutlich Obernburgs erste Mühle in der Nähe der heutigen Deckelmannsmühle.
Aus der Stiftsmühle wurde die Kochsmühle Als das Dorf Obernburg um 1300 an das Aschaffenburger Stift St. Peter und Alexander verkauft wurde und damit in den Besitz des Mainzer Erzstifts überging, sollte Obernburg nach der Stadterhebung mit einer Befestigung versehen werden. Notwendig wurde damit auch der Bau einer Mühle im Bereich der Befestigungswerke. Dazu war die Anlage eines drei Kilometer langen Mühlgrabens nötig, der an der Wehrinsel in der Flur Hartmannswörth das Bachbett der Mömling verließ, später als zusätzlicher Wehrgraben entlang der östlichen Stadtmauer verlief und unterhalb des Gumpenturms in den Main mündete. Südlich des Maintores entstand die neue Stiftsmühle (5), die mit ihren Steinmauern in die Stadtmauer integriert wurde.
Beim Bau des Mühlgrabens mussten die Obernburger ebenso Frondienste leisten wie beim Bau der Stadtbefestigung. Die bisherige Mühle außerhalb der Stadt wurde aufgegeben. Weil sie aber dem Stift erbzinspflichtig war, gehörte auch die neue Mühle dem Aschaffenburger Stift und wurde von diesem als Erblehen verpachtet. Die ersten Müller waren die Herren von Gonsrode. Sie betrieben die Mühle über 200 Jahre in Erbpacht.
|