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Heimat- und Verkehrsverein (HVV)
 63785 Obernburg am Main

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Erschließung der Obernburger Fluren bis vor etwa 120 Jahren

Wer heute Nahrungsmittel benötigt, der findet in jedem größeren Ort Ein-kaufsmärkte, in denen er alle gewünschten Lebensmittel kaufen kann. Und dies ist nicht wie früher an die Saison gebunden. So ist es für viele selbstverständlich, dass es z.B. Erdbeeren, Heidelbeeren, Trauben, Äpfel und Birnen das ganze Jahr über zu kaufen gibt.

Ganz anders früher: Als die Menschen sesshaft wurden, waren sie nicht nur Jäger sondern auch Bauern. Als erstes wurde Getreide angebaut. Kraut, Obst und später Weinstöcke folgten. Der Wald lieferte Beeren und Pilze. Haustiere wie Hühner, Gänse, Enten, Schafe, Ziegen und Kühe wurden für die Ernährung gehalten.

Die Erträge auf den Feldern waren im Vergleich zu heute sehr bescheiden. Dies änderte sich erst im 20. Jahrhundert, als es Handelsdünger (Kunstdünger) zu kaufen gab. Zuvor waren die einzigen Dünger Stallmist und Jauche. Meist wurde die Jauche auf Wiesen in Ortsnähe ausgebracht. Solche Wiesen bestanden dann oft überwiegend aus Dolden- und Storchschnabelgewächsen. Der Nährwert des Grünfutters für das Vieh war daher gering. In vielen Orten wurden Gänse von Hirten zum Fressen auf die Wiesen getrieben. Die Schweine führte man in den Wald, besonders wenn es viele Eicheln und Bucheckern gab (Eichelmast). So kennen ältere Obernburger noch den Saistallbuckel. Es ist die Erhöhung vor dem Waldhaus, wo der Sendemast steht.

Von wegen Getreide an Vieh zu verfüttern wie es heute es üblich ist, das brauchte der Mensch selbst! Das wenige was die Wiesen hergaben und das Stroh von den Äckern waren Viehfutter. Die Einstreu musste der Wald in Form von Laub hergeben. Die Wälder waren damals wie leergefegt.

44_01 2016 Kuhfuhrwerk am Neuen Weg

Zu Fuß ging es auf die Wiesen und Äcker. Handwägen und von Kühen gezogene eisenbereifte Holzwägen waren die Transportmittel.

Verständlich, dass jeder in Ortsnähe Gärten, Wiesen und Äcker haben wollte. In Obernburg kam erschwerend hinzu, dass Flächen im Tal nur begrenzt zur Verfügung standen.

Ein Wegebau im heutigen Sinn war damals nicht möglich. So wurden meist Täler, Hohle und Geländeeinschnitte als Wege auf die Höhe benutzt. Mit Kuhfuhrwerken wurde der Stallmist nach oben und die Ernteerzeugnisse nach unten gebracht. In den steilen Hohlen war dies oft ein Himmelfahrtskommando. So mussten die Kühe bei Bergfahrten oft Pausen einlegen. Ein Stein wurde unter die Hinterräder als Bremsklotz gelegt, damit die Kühe entlastet waren und sich erholen konnten. Bergab wurde die Bremswinde per Hand zugeleiert. Wenn dies nicht reichte, wurde „eingeremt“. Ein Remschuh wurde mittels Kette am Wagen vor dem Hinterrad befestigt und das Rad so zum Blockieren gebracht. So viel zur Situation bis zum Ende des 19. Jahrhunderts.

Nun aber zu den Wegen, über die damals die Obernburger Grundstücke erreicht werden konnten. Fangen wir in Obernburg Nord an:

45_01 2016 Flurkarte 1844 Nord

Am Römergässchen (neben der heutigen Bücherei) konnte man hinunter zum Main zur damaligen Hohlwiese gelangen. Dort ging es rechts über die Mühlbachbrücke Richtung Aaräcker und links zu vielen Gärten. Am Main entlang, im direkten Hochwassergebiet, gab es nur Wiesen. Der nächste Zugang Richtung Main war am jetzigen Aralkreisel. Von da konnte man zum Main und zurück zur Hohlwiese.

Etwa im Bereich des heutigen Parkplatzes Nord begann Richtung Großwallstadt ein weiterer Weg. Dieser verlief entlang des Langen Handtuchs, ähnlich wie der jetzige Radweg. Hier in der Flurabteilung Froschaue befanden sich bis Ende der 1970er Jahre, als die Schnellstraße B 469 gebaut wurde, schöne Gärten, in denen vor allem Obst, Beeren und Gurken angebaut wurden. Anschließend bis zur Großwallstädter Gemarkung gab es Äcker und Wiesen.

Bergseits des Langen Handtuchs liegt die Flurabteilung Niederfeld. Ebenfalls am Aralkreisel begann ein langer Feldweg, der schräg durch die Flur bis zum ersten Steinbruch in Höhe des heutigen Wohncenters Spilger ging. Dieser Steinbruch hatte aber auch eine eigene Zufahrt direkt vom Langen Handtuch aus, wovon auch die dortigen Grundstücke profitierten. Ein weiterer Feldweg vom Langen Handtuch erschloss die letzten Grundstücke auf Obernburger Gemarkung.

Ebenfalls über diesen Weg wurde die kleine Flurabteilung Unterm Graben erreicht, ein Gebiet oberhalb des Wohncenters Spilger. Vom Aralkreisel ging ein Weg hoch bis zum Tiefental, der Vorläufer der jetzigen Berufsschulstraße. Oberhalb der Berufsschule lagen die Dekaneiäcker. Die heutige Straße Am Tiefental war die Hauptzufahrt dazu. Auch die ersten Wengert, die Dekaneiwengert konnten hierüber erreicht werden.

Am Berg, entlang der Unterhölle, führte der Höllenstutzweg (H), heute als Rotweinwanderweg bekannt. Wen es damals noch nicht gab, war der Pflaumheimer Weg (P). Um auf die Äcker hoch zu kommen, benutzte man die Sandhohle (S).

46_01 2016 Sandhohle

Sie begann im Tiefental, führte links vom Höllenstutzweg, rechts von den heutigen Häusern Pflaumheimer Weg 6 und 8b geradeaus hoch. Der Anfang dieser Sandhohle ist heute noch zu sehen, nämlich der kurze Schotterweg zwischen dem Eingang zum Tiefental hinauf zum Pflaumheimer Weg. So wurden die Flurabteilungen Oberhöllenberg und Lehmrich erreicht.

Von dieser Sandhohle zweigte oberhalb des Hauses Pflaumheimer Weg 8b nach links Richtung Franziskuskapelle der Vorgängerweg des Pflaumheimer Wegs ab.

Damit wurden die Flurabteilungen Unterer Sand und Oberer Sand erreicht. Auch der kleine Steinbruch am Pflaumheimer Weg soll anfangs darüber erschlossen gewesen sein. Vor der heutigen Franziskuskapelle kam ebenfalls eine Hohle von den Lehmrichäckern herunter. Diese war der Vorgänger des heutigen Sandweges. Darüber waren die Flurabteilungen Oberhöllenberg, Lehmrich und Im Sand erschlossen.

Links neben der Franziskuskapelle führt ein steiler Weg nach oben. Die Flurabteilungen Am steinigen Weg und Lehmrich wurden darüber erreicht.

Weiter links von der Franziskuskapelle führte der Vorgängerweg des Pflaumheimer Wegs auf der heutigen Trasse weiter hoch am Aussiedlerhof Stahl vorbei.

Nach der Rechtskurve verlief er aber im Gegensatz zu heute quer über die 6. Gewanne Lehmrich gerade hoch Richtung Sendemast. Von da an führte der Pflaumheimer Weg wie heute gerade Richtung Mömlingen. Die Böschung rechts des Pflaumheimer Wegs oberhalb der Franziskuskapelle dürfte von der früheren Feldbebauung herführen. Um die Kühe und später die Pferde zu schonen, wurde überwiegend bergab gepflügt. Dies ergab dann die Terrassenlandschaften, in diesem Fall eine gewaltige Böschung.

47_01 2016 Tiefesthal

Die nächste Gelegenheit auf die Grundstücke des Stadtberges zu gelangen, war durch das Tiefental. Bis Anfang der 1970er Jahre wurde der Weg noch von landwirtschaftlichen Fahrzeugen benutzt.

Die Flurabteilungen Wolze, Plotzeloch und Lehmrich 9. Gewanne wurden darüber erreicht. Auch der ins Tiefental mündende Wolzengraben war befahrbar.

Bis in die 1960er Jahre wurden darüber selbst Zuckerrüben abgefahren. Bei Nässe glich dies einem Himmelfahrtskommando. Es ist überliefert, dass mehrmals Fuhrwerke umstürzten.

Eine kleine Abfahrt (Ramsche) in Höhe Aussiedlerhof Stahl führte vom Pflaumheimer Weg zum Tiefental. Wahrscheinlich war sie den meisten aber zu gefährlich und wurde wenig genutzt. 

Direkt links vom Tiefentaleingang führt ein weiterer Weg hoch. Erschlossen wurde darüber hauptsächlich die Flurabteilung mit dem unaussprechlichen Wort Egpernhalde. Für die Obernburger ganz einfach die Eschpahohle. Diese Flurabteilung besteht zur Zeit hauptsächlich aus Wiesen. Die Terrassenform  spricht aber für eine frühere Ackernutzung.

Hier noch etwas zur Zufahrt Richtung Tiefental. Dies geschah über die jetzige Jahnstraße, die damals noch geradeaus vom Tiefental bis zur Ecke Römerstraße/Juliusstraße führte.

Die Brunnenstraße ist ganz offiziell der Beginn des Brennerwegs. Diese frühere Hohle hoch wurden die Flurabteilungen Taubenloch und Brenner erschlossen. In diese Hohle mündet noch heute auf halber Höhe der Fronthaler Hohlweg ein. Darüber waren die Flurabteilungen Fronthal und Schild zugänglich. Nur wenige Meter weiter zweigt nach rechts die Taubenlochhohle ab. Dieser Weg führte oberhalb der Flurabteilung Brenner bis zum Oberen Neuen Weg, in etwa heute zur Eichendorffstraße.

48_01 2016 Pfaffenbergweg

Der Pfaffenbergweg dürfte wegen der Steinbruchnutzung (Jahnhügel) entstanden sein und wurde bis zum Brennerweg weitergeführt.

Sein Anfang liegt in der Jahnstraße, direkt nach der Stadthalle und verläuft im Bogen über die Bergstraße den Berg hoch. Viele kennen diesen öffentlichen Weg hinter der Stadthalle überhaupt nicht.

Im Zuge des Ausbaues des Mittleren Höhenwegs (Franzosenweg) während des Zweiten Weltkriegs wurde die Hohle des Brennerwegs im unteren Bereich zugefüllt. Als Ersatz wurde die Brunnenstraßentreppe geschaffen.

Eine weitere Möglichkeit auf den Berg zu kommen war durch das Katzental. Auch diese Hohle wurde durch den Bau des Franzosenwegs unterbunden. Dafür gab es auch hier eine Treppe hoch. Der obere Teil des Katzentals, oberhalb des Brennerwegs wurde bis Anfang der 1970er Jahre noch mit landwirtschaftlichen Fuhrwerken befahren. Vom Katzental aus wurden die Flurabteilungen Brenner und Rottenberg erreicht.

48_02 2016 Wendelinushohl1

Ein ganz wichtiger Zugang auf den Berg und vermutlich auch die Hauptverbindung zur Mömlinger Flur und noch viel weiter war die Wendelinushohle. Sie ist heute als Fußweg ab der evangelischen Kirche ausgebaut. Früher wurde sie überwiegend als die Alte Hohle bzw. die „Old Houl“ bezeichnet.

Ein Stück oberhalb der evangelischen Kirche zweigte ein Weg nach links ab.
Er führte oberhalb des Nickelsgrabens weiter und folgte in etwa dem Verlauf der heutigen Burgunderstraße. Erreicht wurden darüber der obere Brückenberg, die Eichenhölle und der vordere Mühlrain.

Etwa 100 m unterhalb der Brennerwegbrücke mündete von links die Pfuhlhohle in die Wendelinushohle. Diese Abzweigung ist noch erkennbar. Die Pfuhlhohle verlief unter der jetzigen Straße Am Graben, dann weiter rechts neben dem Oberen Neuen Weg bis etwa zu der Martin-Luther-Straße. Von da an führte der Weg in der flacher werdenden Hohle an der jetzigen Schule vorbei. Er traf sich im Bereich Taubenlochweg/Windlückenweg mit dem Weg aus der Wendelinushohle. Auf diesem Weg gelangte man bis zum heutigen Solarfeld. Von dort führte der Weg schräg über die Äcker Richtung Pflaumheimer Weg, den er etwas vor der Einmündung Seffengrabenweg/Pflaumheimer Weg erreichte. Da dieser Weg viele Äcker zerschnitt, einigten sich die Besitzer in den 1970er Jahren den Weg aufzulassen. Dafür wurde der Altmauerweg „geboren“.

Doch zurück zur Pfuhlhohle. Direkt oberhalb des Bauernhofs Klimmer zweigte nach links ein Weg ab. Ihn gibt es heute noch als Schotterweg, er führt über die Bayernstraße hinweg zwischen den Häusern noch ein Stück weiter. Dieser Weg erschloss die Flurabteilungen Eichenhölle und Mühlrain und ging weiter Richtung unterer Kümmeltalgraben (falsch Kummental). Er bog aber vorher auf die Eisenbacher Straße ab. Von diesem Weg zweigte etwa Höhe jetziger Schwabenstraße/Hessenstraße ein Weg Richtung Salztrög ab, ungefähr der Weg unterhalb des heutigen Sportplatzes. Er überquerte wie heutzutage den Kümmeltalgraben und führte wie der jetzige Verlauf Richtung Rüdhölle. Der heutige Rüdhöllenweg hat noch den Verlauf wie früher.

Von der Pfuhlhohle zweigte nach rechts ein weiterer Weg ab. Er verlief wie die heutige Martin-Luther-Straße und erschloss die Pfuhläcker. Nochmals zurück zur Wendelinushohl. Wo die heutige Brennerwegbrücke ist, zweigte früher aus der Hohle der Brennerweg ab. Die Wendelinushohl führte dann im Bogen hoch und kam im Bereich Oberer Neuer Weg/Windlückenweg/Taubenlochweg heraus. Die heutigen Feldwege der Flurabteilungen Ochsengraben, Rüdhölle und Windlücke sind identisch mit den früheren.

49_01 2016 Steinernes Kreuz

Die nächste Gelegenheit für die Obernburger auf den Berg zu kommen war am Steinernen Kreuz an der Abzweigung der Straße nach Eisenbach.

Der jetzige Rad- und Fußweg war ein einfacher Feldweg und führte in etwa bei dem ältesten Gebäude der Firma Reis/Kuka wieder auf die Eisenbacher Straße hinunter.

Etwa in Höhe der Deckelmannsmühle konnte man über einen Weg hoch zum vom Pfuhlgraben kommenden Weg abbiegen. Ein weiterer Weg zweigte kurz darauf auch rechts ab und erschloss den hinteren Mühlrain.

Der Kümmeltalgraben war nur bedingt befahrbar. Eine Abzweigung ging links Richtung Julius-Echter-Straße hoch, heute ein Fußweg.

 In Höhe des jetzigen Aldi-Marktes ging von der Eisenbacher Straße rechts ein Weg den Hämmelsrain hoch und traf auf einen weiteren Weg, der ungefähr bei der heutigen Eichenapotheke begann. Dieser Weg erschloss den ganzen Hämmelsrain und führte gerade hoch bis zum Rüdhöllenweg. Ebenfalls Höhe Eichenapotheke begann ein Weg, der Richtung Roten Busch führte. Dieser verläuft in etwa auf der Trasse der Eichenweg/Roten-Busch-Straße. Von diesem Weg aus wurde rechts der untere Teil der Rüdhölle erschlossen. Am Waldeck geht rechts die Riedhohle hoch. Von ihr aus kam man auf die Äcker und Wiesen in diesen Teil der Rüdhölle. Wichtiger war dieser Weg aber zur Holzabfuhr aus dem Roten Busch

Die Äcker und Wiesen zwischen der Eisenbacher Straße und der Mümling/Mühlbach sind die Flurabteilungen Weidig und Hämmelswiese. Sie sind mittels kurzer Wege von der Eisenbacher Straße aus erschlossen gewesen.

50_01 2016 Flurkarte 1844 Süd

Im Bereich zwischen Mümling und Mühlbach liegt eine Wehrinsel mit dem Flurnamen Hartmannswörth. Es ist der Bereich zwischen Weidig und den Etzeläckern. Die einzige Zufahrt war nur über eine Brücke gleich nach der Abzweigung nach Eisenbach möglich. Im vorderen Bereich gab es immer viele Gärten. Das Gebiet war ideal dafür, leicht zu bearbeitender Boden und immer ausreichend Gießwasser von den Bächen.

Wenn man über die alte Mümlingbrücke Richtung Wörth fuhr, ging es gleich rechts zum Etzelweg hinunter. Auf den Etzelweg kam man auch über den Pilgerspfad, der früher aber nur ein Grasweg gewesen ist. Der Etzelweg war auch schon immer ein Verbindungsweg nach Eisenbach. Die ersten Äcker nennt man auch die Dreispitz, was eindeutig von der Form des Gebietes herrührt.

51_01 2016 Flurkarte mit Nummern

1  Wendelinus-Point
2  Im Norbel
3  Katzenthal
4  Wendelinus
hohl
5  Bei St. Wendelin
6  Wasen-Wengert
7  Nickel
8  Nickelsgraben
9  Am Graben (Pfuhlhohle)
10 Brenner
11 Am Hochgericht
12 Eichenhöhle
13 Brückenberg
14 Mühlrain
15 Weidig
16 Hartmannswörth
17 Etzel
18 Pilgerspfad
19 Unter der Brücke
20 In der Biege
21 Aaräcker
22 Hunds-Baum
23 Unterhalb der Kapelle
24 Kapellengries

K Kochsmühle
D
Deckelmannsmühle

Vom Etzelweg geht links am Brunnen 2 ein Weg zum Bäckersberg und Etzelsrain hoch. Ein zweiter führt am jetzigen Brunnen 3 hoch in den Sailersrain. Beide Wege sind noch vorhanden, haben aber keine große Bedeutung mehr. Am Beginn des Sailersrainweges zweigt auch im 45° Winkel der Grundweg ab. Interessant ist, dass es früher keine direkte Verbindung vom Grundweg in Richtung Eisenbach zum Etzelweg gab. Die heutige Wegführung des Grundweges ist identisch mit der früheren. Das erste kleine Tal rechts am Grundweg ist der Ziegelgraben. Von ihm aus wurden die Äcker des Bäckersrains erschlossen. Links am Ziegelgraben führt ein sehr bekannter Weg hoch. Er wird die Hohe Straße genannt.

Er geht hoch bis an die Eisenbacher Gemarkung und dann weiter über den Bergrücken. Oberhalb der Schließäcker erreicht er den Wald, dort verläuft er auf der Gemarkungsgrenze Obernburg/Eisenbach weit ins Hessische. Es ist anzunehmen, dass er früher eine größere überregionale Bedeutung hatte. Von diesem Weg aus wurden die Flurabteilung Hohe Straße und viele Bereiche von Eisenbach erschlossen.

Den Grundweg weiter kam links ein Weg, der von unten den Sailersrain hoch führte. Ebenfalls links zweigte ein Weg ab, der die Flurabteilung Grabenhecke erschloss. Beide Wege sind mit den heutigen identisch.

An der Stelle des Grundweges, wo heute der Wald (Bannholz) bis zum Grundgraben herunterkommt, erreichte man rechts ein kleines Tal hoch die Flurabteilung Lorenzenberg und Teile der jetzigen Obstanlage Amerika.

Wenn man den Grundweg weitergeht, kommt rechts ein weiteres Tal herunter. Die Waldecke gehört zur Waldabteilung Sommerhalle. Der Graben ist der Schließgraben. Von da aus wurden die Schließäcker erreicht.

52_01 2016 Pferdefuhrwerk an der Buchhölle

Gehen wir nun wieder zurück zum Wasserhaus Obernburg. Von da aus führte eine Hohle rechts am heutigen Schützenhaus vorbei zur Buchhölle hoch. Erst ganz oben, kaum zu sehen, traf er auf den heutigen Weg. Die jetzige Trassenführung links vom Schützenhaus gibt es aber auch schon lange.
Über diesen Buchhöllenweg wurden die Flurabteilungen Buchhölle, Sailersrain und Grabenhecke erreicht. Ganz wichtig war der Weg schon immer für die Holzabfuhr aus dem Stadtwald.

Wenn man vom Wasserhaus aus Richtung Wörth weitergeht, beginnt rechts der Wald/Steinbruch. Hier führte ein kleiner Wiesenweg zum Jörgenberg hoch.

Links von der Straße in Richtung Wörth waren bis zum Kranichwäldchen bzw. zur Gemarkungsgrenze die Steingrubenwiesen. Sie wurden direkt von der Straße aus erreicht. Wieder Richtung Obernburg zurück bis zur Mümling liegt die Flurabteilung Mainau. Von Obernburg kommend führte nach der Mümlingbrücke ein Feldweg zu den Äckern und Wiesen in diesem Gebiet. Ein weiterer Weg begann am heutigen Wasserhaus und führte schräg Richtung Main zu den in diesem Bereich überwiegenden Wiesen.

Weiter zurück nach Obernburg im Bereich Mümling/Mühlbach/Ziegelhütte war die Flurabteilung Unter der Brücke. Sie wurde über eine steile Abfahrt von der Wörther Straße/Eisenbacher Kreuzung neben der Mühlbachbrücke erreicht. In diesem Gemarkungsteil gab es nur Wiesen und viele Obstbäume.

53_01 2016 Miltenberger Straße Mühlbach Ziegelhütte

Vom Ziegelhüttenweg führte eine Brücke über den Mühlbach zum Main. Rechts lag die Flurabteilung In den Biegen. Auf dieser hauptsächlich von Wiesen geprägten Flur war bis Anfang der 1970er Jahre eine Gartenkolonie. Die Lage war ideal, da Gießwasser aus der Mümling nicht weit war.

Links vom
Ziegelhüttenweg sind die Aaräcker. Der Name deutet es an, viele kleine Grundstücke. Früher wohl als Acker genutzt, später überwiegend als Wiese. Bei der Ackernutzung wurde bei Hochwasser immer viel Erde abgeschwemmt oder wertloser Sand von der Mümling abgelagert.

Der Ziegelhüttenweg hat noch dieselbe Trassenführung wie früher. Die Aaräcker reichen bis zum heutigen Festplatz/Brücke. Zwischen Ziegelhüttenweg und Main ist der Weißbaumlöser, der schon immer als Wiese genutzt wurde.

Zwischen Annakapelle und Knechtsmühle gab es die nächste Zufahrt zum Main. Eine Brücke, heute noch Höhe Annakapelle angedeutet, führte über den Mühlbach zwischen Gärten hinunter bis zum Ziegelhüttenweg. Die Flurabteilung in diesem Bereich heißt Unter der Kapelle. Die Grundstücke wurden hauptsächlich als Gärten, aber auch als Wiesen genutzt.

53_02 2016 Wasserpforte Frauen beim Wäscheauswaschen 1950

Der nächste Zugang über den Mühlbach war die Wasserpforte, die Verlängerung der Oberen Gasse nach unten. Sie war ein schmaler Steg, nur für Personen oder gerade noch für einen Handwagen geeignet.

Eine breite Zufahrt zum Main war die Mainstraße, ehemals durch das Maintor über eine steinerne Brücke über den Mühlbach.

In diesem Bereich entlang des Mühlbach lagen überall Gärten.

Der Weg vom Ziegelhüttenweg bis zur nördlichen Mühlbachbrücke an der Einmündung des Mühlbachs in den Main ist in etwa gleich mit dem heutigen Radweg.

So hat sich der Kreis dieses Berichts um Obernburg an der Mühlbachbrücke (neue Bootsanlegestelle) geschlossen.

Erich Reis

Fortsetzung folgt

54_01 2016 Luftbild Stadt Main komplett

Quellen:
Wegenamen aus der Waldwegekarte Feuerwehr Obernburg, Ausgabe 2015
Quelle der historischen Karten: Bayerische Vermessungsverwaltung