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Heimat- und Verkehrsverein (HVV)
 63785 Obernburg am Main

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Die letzten Kriegstage in Obernburg

Eindrücke eines damals 15-jährigen

Die letzten Kriegstage in Obernburg waren im Vergleich zu anderen Orten und Städten, wie z. B. Aschaffenburg oder Würzburg relativ ruhig – trotzdem werden sie uns, die wir das erleben mussten, immer in Erinnerung bleiben.

Von dem Jagdbomberangriff am 19. Februar 1945, bei dem der junge Eduard Probst ums Leben kam, wurden mein Freund Leo und ich beim Luftgewehrschießen auf dem Jahnshügel überrascht.

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Das Flugzeug, wahrscheinlich eine Mustang, flog sehr tief, so dass wir den Piloten gut sehen konnten. Die Bombe, die er abwarf, schlug im Bereich Kaiser- und Badgasse ein. Wir rannten den Hügel hinunter, um irgendwie zu helfen, da mein Freund in diesem Bereich zu Hause war. Aber der einsetzende Bordwaffenbeschuss und Staub, verursacht durch die Sprengbombe, ließ uns Schutz im Eingang zum „Bayerischen Hof“ (heute Römerapotheke) suchen.

Der Lärm der Bordwaffen, der in der Straße sehr laut  hallte, und die Staubwolke brachten uns wieder zur Vernunft. In unserem Luftschutzkeller wurden wir danach nicht gerade freundlich empfangen.

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Der einsetzende Rückzug der Reste der einst so stolzen Deutschen Wehrmacht war sehr traurig. Von Kampfverbänden konnte man bis auf wenige Ausnahmen nicht mehr sprechen.

Solch eine noch relativ intakte Einheit passierte Obernburg kurz vor dem Eintreffen der Amerikaner. Von meinem Vater erfuhr ich später, dass ein deutscher Offizier vorhatte, das Obere Tor zu sprengen, um das Vorrücken der Amerikaner zu behindern.

Zusammen mit einigen Obernburger Mitbürgern wollte er dem Offizier klar machen, dass diese Sprengung sinnlos sei, da der Weg über die Adolf-Hitler-Straße (heute Lindenstraße) dann immer noch frei wäre.

Die Antwort des Offiziers war: „Dann werden wir hier noch eine Reihe Häuser sprengen müssen!“ Der Protest der Bürger und das schnelle Vorrücken der Amerikaner verhinderten diesen Wahnsinn.

 

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Stadtplan Obernburg a. Main 1945

Ein anderes Erlebnis ist noch bemerkenswert. Nachdem schon einige Tage nach dem Einrücken der Amerikaner vergangen waren, erlebten Freunde und ich bei einem Spaziergang auf dem Stadtberg folgendes: Plötzlich tauchte eine der neuen deutschen Wunderwaffen – ein Düsenjäger – über Obernburg auf. Da ein Konvoi amerikanischer Militärfahrzeuge in der Miltenberger Straße stand, wollte der Pilot diesen beschießen, traf aber nur den oberen Teil unseres Rathauses. Die Amerikaner schossen aus allen Rohren auf den deutschen Angreifer, aber die Geschosse explodierten weit hinter dem Flugzeug. Für beide Gegner war die neue technische Errungenschaft zu schnell. Dies war die letzte Kriegshandlung in Obernburg.

Alles wurde von mir erlebt.

Dr. Gerd Klemm