Dieses Bild kann aber heute nicht glaubhaft weitergezeichnet werden, denn das Leben Obernburgers hatte wenig Triumphales. Man muss sich vielmehr einen hohen Verwaltungsbeamten vorstellen, der einen gewissen politischen Einfluss besaß und auch ausübte. Obernburger hat seine Kirchenämter nie praktisch versehen; diese waren vielmehr kaiserliche Einkommensbeihilfen. Die politische Bedeutung Obernburgers lässt sich am besten an der Höhe der halblegalen Zuwendungen ablesen, die er von allen Ständen des Reiches entgegennahm. Vieles von dem, was man ihm zuspricht, hat nach neueren Forschungen Obernburger gar nicht geleistet hat. Zugleich wurde aber in den bisherigen Veröffentlichungen auch einiges übergangen, z. B. sein Töchterlein Barbara.
Die Familie Obernburger Obernburger sorgte auch dafür, dass seine Familie von seinem Aufstieg profitierte. Sein Neffe Peter z.B. wurde unter Kaiser Maximilian II. Reichshofsekretär und stieg unter Kaiser Rudolf II. sogar zum Reichshofrat auf. Nimmt man seinen Neffen Peter Obernburger noch hinzu, haben diese beiden etwa 50 Jahre lang für drei verschiedene Kaiser Urkunden und Briefe unterzeichnet. Man findet den Namen und die Heimatstadt dieser Beamtensippe in jedem größeren Archiv und in jeder größeren Bibliothek.
Nach dem jetzigen Stand der Forschung ist die Stiftung der Freischule für Obernburger Kinder durch Johannes Obernburger mit vielen Fragezeichen zu versehen. Wahrscheinlicher ist es, dass er seinen Familienangehörigen genügend Mittel hinterließ und diese dann die Stiftung vornahmen. So trägt, wenn auch indirekt, die Grund- und Hauptschule in Obernburg zu Recht seinen Namen. An den berühmten Obernburger Bürger erinnert die Johannes-Obernburger-Straße, die in Höhe der Stadthalle von der Jahnstraße abzweigt.
Über Leben und Wirken von Johannes Obernburger führt Eric Erfurth ein Forschungsprojekt durch. Die Initiative dazu ging von Günther Koch, einem gebürtigen Obernburger aus. Ziel von Erfurth ist es, ein Buch über die gesamte Lebensgeschichte Johannes Obernburgers mit allen Hintergründen herauszubringen, das in der Fachwelt bestehen kann. Dieser Bericht basiert auf den genannten Recherchen.
Eric Erfurth/Bearbeitung Heinz Janson
Für die folgende, in Obernburg verbreitete, Aussage liegt kein urkundlicher Beleg vor: Elf Jahre nach seinem Tod ließ der Stadtrat in Erinnerung an seine Stiftung an seinem Elternhaus in der Römerstraße 26 eine Sandsteinbüste mit Portraitcharakter anbringen. Sie ist heute noch, wenn auch verwittert, am Textilhaus Vad, das an der Stelle seines Elternhauses neu erbaut wurde, zu sehen.
Dr. Werner Trost schreibt dazu im Main-Echo vom 3.1.2013: “Die Jahreszahl 1663 (und nicht 1563, wie oft behauptet wird) ist auf der Sandsteinbüste Johannes Obernburgers (gestorben 1552) an dessen Geburtshaus in der Obernburger Hauptstraße zu sehen. Die Figur, die sicherlich bald nach dem Tod des Geheimsekretärs Kaiser Karls V. geschaffen worden ist, wurde wohl nach den Zerstörungen des Dreißigjährigen Kriegs in den Neubau des Elternhauses integriert und mit der Jahreszahl 1663 versehen.”
Epitaph der Gebrüder Johannes und Peter Obernburger Mit dem Grabmal der Brüder Johannes und Peter Obernburger befindet sich im Turmdurchgang der Obernburger Stadtpfarrkirche ein einzigartiges Zeugnis dieser Familie. Der Stein dokumentiert einen außergewöhnlichen Lebensweg der Renaissancezeit, der in Obernburg begann, im die Welt führte und wieder in Obernburg endete. Das Grabmal ist künstlerisch wie historisch äußerst wertvoll und stellt ein Prunkstück in der Geschichte der Stadt dar.
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