Solche Hallen bauten Bruno Fischer im Sand, Franz Stahl/Leo Krämer am Pflaumheimer Weg/Oberes Tiefental, Ludwig Vad am Pflaumheimer Weg im Lehmrich 6. Gewanne, Gottfried Hasselbacher am Oberen Neuen Weg kurz vor dem Altmauerweg, Albrecht Koch hinter dem Seffengrabenweg, Erich Reis am Oberen Neuen Weg/Windlückenweg, Willi Vad am Oberen Neuen Weg etwa gegenüber der heutigen Wendelinuskapelle (sie wurde Ende der 1980er Jahre von einem Gewittersturm umgeblasen und nicht wieder aufgebaut), Hermann Stahl an der Zufahrt zum Sportheim und Sebastian Österlein am Grundweg/Hohe Straße. Diese Maschinenhallen verursachten Kosten, die oft gar nicht einkalkuliert waren.
Waren nun alle Probleme gelöst. Oder? Sehen wir uns einen Mähdrescher einmal genauer an. Was kommt beim Mähen aus dem Gerät heraus? Natürlich Körner und Stroh. Das Stroh wurde gepresst. Fast jeder Mähdrescher der ersten Generation hatte eine eigene Strohpresse. Zweifach gebundene Bündel wurden damit produziert, nicht zu vergleichen mit Pressballen richtiger Hochdruckpressen. Diese Presse am Mähdrescher war ein Störfaktor ersten Ranges. Immer wieder wurden Ballen nicht richtig gebunden. Jedes Mal führte das zu mehreren Minuten Stillstand. Ständig musste das Bindegarn neu eingefädelt werden und man hoffte, dass wieder ein fester Knoten zustande kommt. Aber es war eine Lösung in Sicht.
Ab etwa 1964 breitete sich der Ladewagen in der Landwirtschaft genau so schnell wie der Mähdrescher aus. So auch in Obernburg. Das Stroh konnte man auf Schwad (eine Reihe gemähten Getreides) auslassen. Und eine Person konnte eine Fuhre alleine holen, ohne jemand der die Strohballen gabelte und ohne eine Person auf dem Wagen, der sie setzte. Auch auf dem Bauernhof tat man sich leichter. Mittels Gebläse oder Gebläsehäcksler wurde das Stroh in die Scheune befördert.
Weniger Personen schafften mit dieser Technik ein Mehrfaches. Aber die Entwicklung war noch nicht abgeschlossen. Das so eingelagerte Stroh brauchte viel Stauraum. Deshalb setzten sich Jahre später immer mehr die Hochdruckpressen durch. Deren Ballen waren handlich und einfach zu setzen. Aber auch wiederum personalintensiv. Rundballenpressen und Quaderballenpressen bestimmen heute die Strohernte. Große Mengen können damit mit wenig Personal eingebracht werden.
Jetzt aber weiter mit den Körnern. Alle Mähdrescher aus der Anfangszeit hatten einen Absackstand. Vereinzelt konnte dieser auch als Körnertank genutzt werden. In der Regel wurden die damals üblichen 2-Zentnersäcke genommen. Diese Säcke waren im Handel Standard. Für die jungen Landwirte waren sie aber oft eine Herausforderung. Sie mussten diese schweren Säcke auf dem Rücken in den Getreidespeicher tragen. So manche Bandscheibe wurde da schwer geschädigt.
Große Mengen Körner, wie sie mit den Mähdreschern in kürzester Zeit anfielen, waren so nicht zu bewältigen. Die Lösung: Fast alle Mähdrescher wurde innerhalb der nächsten Jahre (um 1971) mit einem Körnertank nachgerüstet. Mit etwas handwerklichem Geschick konnte dies jeder selbst umbauen. Jetzt konnte auch die zweite Person auf dem Absackstand eingespart werden. Aber schon tat sich das nächste Problem auf. Die Transportwägen mussten nun korndicht sein. Mit Säcken und Decken versuchte man dies zuerst zu erreichen. Ein schwieriges Unterfangen. Eine kleine Ritze und das Getreide lief vom Wagen. Also wurden neue Wägen, möglichst gleich Kipper angeschafft. Und wieder wurde Geld dafür gebraucht. Wer einen größeren Traktor hatte, versuchte gebrauchte LKW-Anhänger zu bekommen und sie für den Körnertransport umzurüsten.
Als dann noch der Rapsanbau zunahm, verschärfte sich die Lage nochmals. Die kleinen, runden und glatten Rapskörner rieselten aus der kleinsten Ritze. Die Aufbauten der Anhänger mussten quasi „wasserdicht“ sein. Bei einem Entleerungsvorgang eines heute üblichen Großmähdreschers kommen in kurzer Zeit 5 Tonnen Getreide und mehr aus dem Körnertank.
Wohin kamen überhaupt die Körner? Früher wurde ein Teil eingelagert, der Rest wurde gleich an die Baywa verkauft. Auch die Knechtsmühle in Eisenbach nahm einiges an Roggen und Weizen an. Bis in die 1960er Jahre wurden die Säcke mittels Sackkarren auf die Waage gestellt und nach dem Wiegen in den Elevator gekippt. Dies war sehr mühsam und zeitaufwändig. Deswegen bauten die Baywa und auch die Knechtsmühle bald eine Annahmegasse. So konnte das Getreide direkt vom Wagen aus ausgeleert oder abgekippt werden. Die schweren Säcke verschwanden daraufhin schnell. Das Abliefern des Getreides war in der Erntezeit oft nervenaufreibend. Abends standen bis zu 50 Fahrzeuge vor der Baywa und wollten abladen. Oft dauerte es bis weit nach Mitternacht, bis alle abgeladen hatten.
Wer zu Hause Getreide einlagerte, beschaffte sich meist schon in den 1960er Jahren ein Körnergebläse. Viele Betriebe richteten sich entsprechende Lager ein oder stellten Silos auf. Zu dieser Zeit rentierte sich das Einlagern noch. Im Winter oder Frühjahr gab es einen besseren Preis. Einige Landwirte beschafften sich auch eine Trocknungsanlage. In feuchten Jahren ein Muss, damit Getreide länger gelagert werden kann. Heute sieht man schon von weitem die großen Silos der Betriebe Klimmer, Fischer und Koch.
Aktuell gibt es nur noch wenige Mähdrescher in Obernburg. Ein Großteil des Getreides wird von Lohnunternehmen gedroschen. Dies ist für viele Betriebe billiger als eine eigene Maschine.
Ein großer Mähdrescher mit zusätzlichem Rapsschneidwerk und reihenunabhängigem Körner-maisschneidwerk kostet deutlich über einer halben Million Euro. Die Schnittbreiten der ersten Mähdrescher lagen bei 1,80m – 2,10m. Schnittbreiten von 2,50 – 3m waren schon große Maschinen. Die heutigen Großmähdrescher haben 6m bis über 10m Schnittbreiten.
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