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Heimat- und Verkehrsverein (HVV)
 63785 Obernburg am Main

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Briefpost und Obernburger Briefstempel

Seit 1750 gab es in Obernburg (siehe Obernburger Blätter 4) eine Posthalterei. 1869 anfangend wurde dann die mit der königlichen  Postexpedition in Obernburg vereinigte Telegraphenstation mit beschränktem Tagesdienst eröffnet.

Unter dem 14. März 1869 wird zur Regulierung der Bezüge des Postexpeditors gesagt: "... das ständige Expeditionsaversum wird auf 240  Gulden, das unständige Expeditionsaversum wird auf 36 Gulden, der Maximalbetrag des Sortimentsbezuges aus dem Markenabsatz wird auf 100 Gulden festgesetzt." Hier findet sich erstmals ein Hinweis, dass der  Briefmarkenverkauf das Einkommen des Postexpeditors erhöhte. Seit wann gibt es denn nun schon Briefmarken und Poststempel?

Die erste Briefmarke überhaupt erschien 1840 in England, die sog. "Black Penny". Mit der 'Erfindung' der Briefmarke konnte sich die  Idee durchsetzen, dass nicht der Empfänger, sondern der Absender das Beförderungsentgelt zu entrichten hatte. Die Briefmarke erlaubte also eine Freimachung der Sendung vorab. Die Marke wurde durch Abstempelung oder  Federzug als "gebraucht" entwertet. Gleichzeitig konnte durch den Stempel die Beförderungszeit dokumentiert werden.

Die erste Briefmarke Deutschlands, der 'Bayern-Einser schwarz' erschien am 1. November 1849 in Bayern und war ziemlich unspektakulär. Sie  wurde aufgrund einer Verordnung von Bayerns König Maximilian II. angefertigt; kurze Zeit später erschienen bereits die Werte zu drei und sechs Kreuzern mit einem Seidenfaden, womit Fälschungen erschwert werden  sollten.

Obernburger Briefgeschichte
Bemerkenswert ist, dass bereits im Jahre 1823 ein Brief an das “2. Infanterie Regimend Commando  Würzburg” zur Beförderung und Einschreibung 14 Kreuzer kostete. Darüber musste vom damaligen Posthalter Bernhard Helm schriftlich ein Postschein ausgestellt werden. Und 1831 kostete ein Brief, mit der “Königl.  Bayrischen Expedition fahrender Posten” nach Augsburg 30 Kreuzer.

Günstiger war der Brief, der am 28. Februar 1840 an den Verleger Volkhardt nach Miltenberg befördert wurde: 10 Kreuzer waren zu zahlen. Unter  dem 22. März 1848 ging ein Brief für 17 Kreuzer von Obernburg an die Redaktion des “Kreis Intelligenz Blattes in Würzburg”. Während der Postschein von 1840 von der Witwe des Postexpeditors Bernhard Helm, Katharina  Helm, ausgefertigt wurde, ist der Postschein von 1848 für den Brief nach Würzburg mit Sickenberger (Franz) unterzeichnet. Ihn hatte Katharina Helm nach dem Tode ihres Mannes geheiratet.

Obernburger Briefstempel
Lückenlos dokumentiert sind die verschiedenen in Obernburg verwendeten Briefstempel. So gab es bereits  1824 einen Einzeilerstempel OBERNBURG (ohne Datumsangabe). Dieser wurde 1840 von einem Halbkreisstempel mit Datumsangabe abgelöst und mit schwarzer Farbe aufgedruckt. Ab 1847 gab es den Stempelabdruck in blaugrüner  Farbe. Dienstbriefe mit derartigen Stempeln sind gesuchte Raritäten bei den Philatelisten, ebenso Briefe mit einem Einkreisstempel mit Datum und Uhrzeitangabe, die ebenfalls für Dienstbriefe ab 1870 verwendet wurden.

Als dann auch Bayern als erstes Land in Deutschland 1849 dem Vorbild von Großbritannien gefolgt war und für die Brieffreimachung quadratische  Kreuzermarken einführte (legendär ist die "Schwarze Einkreuzer"), wurden diese Werte mit dem geschlossenen Mühlradstempel mit der Nummer 246 entwertet und zusätzlich noch auf dem Brief der Halbkreisstempel  aufgedrückt. Bei der zweiten Stempelvergabe bekam Obernburg ab 20. November 1856 den geschlossenen Mühlradstempel mit der Nummer 362. Ab 1867 war es dann erlaubt, die Briefmarken auf der Privatpost nur mit dem  Halbkreisstempel zu entwerten, während Marken auf Dienstbriefen an Ämter und Behörden wiederum nur den Einkreisstempel erhielten. Diesen Abdruck gibt es in schwarzer, in blauer und auch in grüner Farbe. Der  Halbkreisstempel war aber weiterhin gültig. Er wurde schließlich von einem fetten Einkreisstempel (um 1900 abgelöst), gefolgt vom Zweikreisstempel (ab 1930).

Während es im Dritten Reich keinen Anlass gab, der die Herausgabe eines Sonderstempels gerechtfertigt hätte, gab es aber 1938 einen  Stempelzusatz: “Obernburg die einzige judenfreie Stadt Deutschlands”.

Der erste Sonderstempel wurde erst am 12. September 1981 aus Anlass der Untermain-Ausstellung in Obernburg (12. bis 20. September 1981)  herausgegeben. Den zweiten Sonderstempel gab es zur 1900-Jahr-Feier der Stadt, die im Jahre 83 n.Chr. von Kaiser Domitian gegründet wurde und zunächst  als Kastell bestand. Als Motiv zeigt der Stempel einen auf einem Grenzstein des Limes sitzenden Römer, der in der Hand die Obernburger Pfarrkirche St. Peter und Paul trägt. Im gleichen Jahr feierte nämlich die katholische Pfarrei ihr 1000-jähriges Bestehen.

Karl-Heinz Neeb

 

Am 1. Februar 1823 stellte Posthalter Helm diesen Postschein der Königl. Baier. Post mit einer Gesamtgebühr von 12 Kreuzer aus.

Briefe aus der vorphilatelistischen Zeit tragen keine Marken, sondern erhielten zunächst den Einzeilerstempel OBERNBURG und wurden zudem noch  mit einem wappenförmigen Fahrpoststempel versehen. Auf unserem Brief “W 1” für Würzburg.Der Brief wurde 1836 nach Kadolzburg transportiert.

Das ist einer der ältesten bislang gefundenen und in Obernburg aufgegebenen Briefe. Er ist mit einer "Sechs-Kreuzer"-Marke in Blau  freigemacht und mit dem geschlossenen Mühlradstempel 362 (stammend aus dem Jahre 1862) abgestempelt. Adressiert ist er nach Altenkonstadt bei Barstadt.

Das sind die beiden einzigen Obernburger Sonderstempel. Links der am 12. September 1981 anlässlich der Untermain-Ausstellung herausgegebene  Stempel, rechts der Sonderstempel zur 1900-Jahr-Feier der Stadt und dem 1000-jährigen Bestehen der Pfarrei.