Die Königliche Versicherungskammer München setzte auf Grund der Schadensbeschreibung des Brandinspektors Scherf die in der Tabelle ausgewiesenen Entschädigungssummen in Mark fest.
Haus- Nr.
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Besitzer
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Versicherter Gegenstand
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Neubau- Wert
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Versiche- rungs- summe
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Entschä- digung gänzlich
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Entschä- digung teilweise
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56
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Katharina Koch, Witwe
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Wohnhaus, Scheune, Stall
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5050
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5050
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20
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Johann Englert
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Wohnhaus mit Scheune
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940
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940
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64
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Katharina Dier, Witwe
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Wohnhaus
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510
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510
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24
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Blasius Reis, Landwirt
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Wohnhaus
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600
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600
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23
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August Helm, Landwirt
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Wohnhaus mit Stall, Scheune, Schweinestall
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3470
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3470
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21
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Jakob Link, Landwirt
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Wohnhaus mit Vorhalle, Stall
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2730
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2730
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18
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Leonhard Reiss II, Waldarbeiter
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Wohnhaus,
Stall
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960
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860
170
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860
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13
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19
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Friedrich Ackermann, Landwirt
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Wohnhaus,
Scheune
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4620
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620
410
|
410
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597
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22
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Otto Hain, Landwirt
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Wohnhaus, Scheune
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860
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860
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58
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August Koch, Metzger
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Wohnhaus, Scheune, Stall
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4300
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4300
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25
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Theodor Volk, Landwirt
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Wohnhaus mit Stall
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2010
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2010
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59+60
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Caspar Hock, Landwirt
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Wohnhaus mit Stall, Scheune
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2270
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2250
1570
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2250
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1234
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57
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Felix Raups, Steinhauer
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Wohnaus mit Stall,
Scheune
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4600
710
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3400
500
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953
72
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62+63
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Kaspar Krank
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Wohnhaus
Wohnhausanbau
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2460
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1730
530
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159
530
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17
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Josef Reis II, Schneider
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Wohnhaus
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2840
|
1980
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421
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28
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Wendelin Leimeister, Landwirt
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Wohnhaus
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3050
|
2090
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60
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29
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Anna Reis, Witwe
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Wohnhaus mit Stall und Remise
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2470
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1610
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45
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30
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Johann Kreß, Landwirt
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Wohnhaus
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1750
|
1170
|
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64
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32
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Regina Nebel, Witwe
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Wohnhaus
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1560
|
1060
|
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47
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55
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Magnus Ball, Landwirt
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Wohnhaus mit Scheune und Stall
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4090
|
2610
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164
|
61
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Antonia Hain, Landwirtin
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Wohnhaus mit Scheune und Stall
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4240
|
3000
|
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154
|
65
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Daniel Ball, Landwirt
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Wohnhaus
Scheune mit Stall
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3800
1310
|
2410
860
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5
6
|
68a
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Engelbert Giegerich
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Wohnhaus
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2020
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1400
|
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73
|
92
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Georg Appel, Schneider
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Wohnhaus,
Wohnhausanbau
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3560
540
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2450
460
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14
4
|
93
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Valentin Reis, Landwirt
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Wohnhaus
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2890
|
2600
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13
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Bei teilweiser Beschädigung wurde ein Betrag für „Anschlag der Ausbesserungs-, Wiederherstellungskosten“ angesetzt.
Man sammelte Geld und Gaben für die Abgebrannten und auch wir erhielten von guten Menschen das Eine und Andere, aber es dauerte geraume Zeit, bis der Haushalt einigermaßen wieder ergänzt war.
Inzwischen wurde geplant, neue Häuser zu errichten. Keiner der Brandgeschädigten konnte auf dem eigenen Grund und Boden bauen, die Plätze waren zu klein. Einige erwarben anderwärts Bauplätze und bauten, einige verzichteten auf einen Neubau und traten ihre Flächen an Nachbarn ab. So erhielten auch wir von den Nachbarn Koch und Englert einigen Grund und Boden dazu und errichteten auf der gleichen Stelle, auf der das alte Haus stand, das neue Haus Nummer 21 an der Unteren Wallstraße, das am 1. August 1914 bezogen wurde. Als Elternhaus habe ich jedoch das neue Haus nicht betrachtet, das war und blieb das alte Haus, in dem ich aufgewachsen bin, trotz seiner Enge und Mängel.“ Soweit Franz Link.
Ergänzt werden sollen seine Ausführungen durch Auszüge aus der Festschrift der Freiwilligen Feuerwehr Obernburg von 1919.
„Nach fast 16-stündiger Anstrengung konnte sich die Feuerwehr von der etwa 50 Meter langen und 60 Meter breiten Brandstätte, die einen erschütternden Anblick bot, zurückziehen.
Herzergreifend waren der Jammer der Brandopfer und ihre erschütternden Klagen um ihr verbranntes Hab und Gut, als sie von den Feldern nach Hause eilten und ihr Haus in hellen Flammen stehen sahen. Einer Frau ist die ganze Barschaft, die sie in ihrem Küchenschrank aufbewahrt hatte, verbrannt. Mit Mühe musste eine andere Frau abgehalten werden, die sich in ihr brennendes Anwesen stürzen wollte, um ihr Geld noch zu retten.
Wäre der Brand zur Nachtzeit gekommen, so hätte es Menschenleben gekostet, unmöglich wäre es dann gewesen, bei der schnellen Ausbreitung alle Bewohner zu retten.
Der Gesamtschaden des Brandunglücks hat sich auf rund 100.000 Mark belaufen, wovon ca. 43.000 Mark durch Versicherungen abgedeckt sind. Die Gebäude konnten größtenteils nicht zu höheren Beträgen versichert werden, weil sie infolge der alten Bauart nicht höher in die Versicherung aufgenommen werden konnten. Den Betroffenen erwuchs wegen der notwendigen Neubauten eine große Schuldenlast.
Wie konnte das Unglück einen solchen Umfang annehmen? Es lag nicht im Verschulden der Betroffenen, sondern an der Bauart der alten Häuser selbst, da Obernburg als im Mittelalter befestigtes Städtchen seine Gebäude auf engem Raum zusammenbauen musste und die einzelnen Häuser nur aus Fachwerk und Lehmfüllung hergestellt werden konnten. Kommt es hier zu einem Brand musste das Ergebnis verheerend sein.
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