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Heimat- und Verkehrsverein (HVV)
 63785 Obernburg am Main

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Zwei Grabmäler an der Pfarrkirche “St. Peter und Paul”

Wer hat sich schon beim Vorbeigehen die Epitaphen an der Pfarrkirche genauer angesehen?
Spiegeln sie doch Obernburger Kommunalgeschichte.

Die Inschriften zeugen von zwei bedeutenden Personen der Stadt im 16. Jahrhundert. Beide Herren waren Stadtschreiber in der Stadt Obernburg.

Die beiden Epitaphe wurden auf Initiative des HVV 2010 restauriert und im Kirchturm neu untergebracht (siehe am Ende dieses Beitrags).

Epitaph von Johannes Herolt
Das linke Grabmal ist von Johannes Herolt. Er war nicht nur Stadtschreiber sondern auch Lehrer an der hiesigen Freischule und war der lateinischen und griechischen Sprache mächtig. Herolt gab dieses Amt auf und widmete sich nur noch der Stadtschreiberei als „Notarius“. Er starb am 7. Oktober 1570.

In der Amtszeit von Johannes Herolt waren die Pfarrer Mathäus Losanus, ein Konkubinarier (1551 – 1564), und Johannes Hecht, ebenfalls ein Konkubinarier (1565 – 1575 1), tätig.

Das über der Inschrift zu sehende Renaissancewappen zeigt einen rechten Arm, welcher mit der Hand einen Heroldstab hält. Hier handelt es sich um ein redendes Wappen des Namensträgers (Herolt). Ein Herold war im Mittelalter ein fürstlicher Bote und Ausrufer bei öffentlichen Auftritten. Er musste außerdem der Heraldik (Wappenkunde) mächtig sein.

Auf dem Grabmal steht sinngemäß geschrieben:

Anno Domini 1570 den 07.
Oktober starb der ehrbare und
wohlgelehrte Johannes Herolt.
Notarius und Stadtschreiber
allhier von Obernburg seines
Alters 40 Jahr. D ∙ G ∙ G
(= D
em Gott Gnädig sei)

Ich liege und schlafe, warte auf  diese Stunde wann Christus (IHS  Chr.) wieder kommt und mich  samt allen Christen gleich zu sich  wird nehmen in sein Reich. Das  freu ich mich bin auch gewiss,  dass nach dem Tod ein anderes  Leben ist.

Epitaph von Jakobus Draut
Das rechte Grabmal ist Jakobus Draut gewidmet. Er war ebenfalls Notar und Stadtschreiber. Draut verstarb MDLXXXIIII (1584). In seiner Amtszeit erhielt die Stadtpfarrkirche 1582 ihre erste Orgel 2, gestiftet vom Aschaffenburger Kanoniker und Kantor Leonhard Sauer (geboren in Obernburg). Pfarrer war damals Wilhelm (Paul) Faulhaber (1581 – 1598 3). Auch an diesem Epitaph ist im oberen Teil der Inschrift ein Renaissancewappen angebracht über dessen Inhalt und Aussage nichts bekannt ist.

Katholische Kirche Gedenkstein Draut

„MORSVLTIMALINEAERV(M) “

Die Überschrift auf diesem Epitaph ist, wie auch der restliche Text, in Latein verfasst und lautet übersetzt:
 

 Der Tod ist die letzte Richtschnur.

Weiter steht geschrieben:

Am letzten Oktober 1584 verstarb in Christus
Der ehrenwerte und
gelehrte fromme
Herr Jakobus Draut öffentlicher Notar
Und Lehrer in Obernburg.

Seine Seele möge in Frieden ruhen.

Noch einige Bemerkungen zu den Inschriften allgemein:

Man wird feststellen, dass Buchstaben nach heutigem Empfinden fehlen. Dies ist aber an vielen Inschriften, ob Grabmäler oder Bildstöcke, bis ins 19. Jahrhundert feststellbar. Man verwendete zum Beispiel den vorhergehenden Buchstaben oft zum nächsten Wort (Ligatur).

Bei lateinischen Inschriften werden Buchstaben verwendet, die eine Abkürzung eines jeweilig bekannten Wortes darstellten. Schon bei den Römerinschriften war dies üblich.

Peter Burkart

Für die Textergänzungen und Übersetzungen danke ich Herrn StD (i. R.) Dr. Leo Hefner

1) Vgl. Hinkel; Helmut, Pfarrer und Seelsorger im Aschaffenburger Raum. Geschichts- und Kunstverein, Band 17, 1980
2) Vgl. Fischer, Herrmann. Orgel am Bayerischen Untermain, Geschichts- und Kunstverein Band 53, 2004
3) Vgl. Hinkel; Helmut, Pfarrer und Seelsorger im Aschaffenburger Raum. Geschichts- und Kunstverein, Band 17, 1980

Ende 2009 wurden die beiden Grabmäler auf Initiative des Heimat- und Verkehrsvereins aus der Kirchenmauer entfernt. Sie wurden auf Kosten des HVV renoviert und 2010 geschützt im Kirchturm der Pfarrkirche neu angebracht.

Herold im Kirchturm Draut im Kirchturm