Im Hypothekenbuch von Obernburg, Band 14, wird das von Devora und Kress ausgewählte Grundstück als bebaut mit Wohnhaus mit Keller, Schweinestall, Stall, Ziegel- und Kalkbrennerei beschrieben.
Ziegelherstellung Bevor überhaupt Ziegel gebrannt werden konnten, musste der Rohstoff Ton vorbereitet werden. Dies erfolgte von Mitte Oktober bis Mitte März. Im Spätherbst stach der Ziegler den Lehm ab, der dann überwintern und ausfrieren musste, um qualitätsvolle Ergebnisse zu liefern. Im Frühling war der Lehm dann zu schneiden, zu mischen, zu stampfen, einzusumpfen und zu formen. Anschließend mussten die Rohziegel an der Luft getrocknet werden bevor sie gebrannt werden konnten. Gebrannt wurde zwischen dem Josefstag im März und dem Gallustag im Oktober. Parallel zum Brennen lief die Fertigung der Rohlinge weiter. Der Ofen wurde langsam angefeuert und kontrolliert in etwa vier Tagen auf eine Brenntemperatur von etwa 1000 Grad gebracht. Während des dreiwöchigen Brennvorgangs war der Brennofen Tag und Nacht zu schüren. Danach musste das Brandgut noch langsam auskühlen. Man sieht, dass bei dieser zeitaufwändigen Produktion maximal fünf Brände pro Saison durchgeführt werden. Mit den erzielten Einnahmen konnte der Ziegler sicherlich nicht reich werden. Wahrscheinlich war daneben noch landwirtschaftliche Tätigkeit zum Überleben notwendig. Schließlich machten Fabrikziegeleien die Handarbeit in den alten Ziegeleien gänzlich unrentabel.
Im Odenwälder Freilandmuseum in Walldürn-Gottersdorf kann man noch eine Ziegelhütte aus dem Jahre 1788 in ihrem letzten Betriebszustand bestaunen. (www.freilandmuseum.com)
Häufige Besitzerwechsel Dass es schwierig war von der Ziegelei zu leben, zeigen häufige Besitzerwechsel in den Folgejahren. Am 28. Dezember 1867 erkaufte Wilhelm Kneisel, lediger Ziegler von Obernburg, das Anwesen aus den Schulden des Franz Devora. Zehn Jahre später, am 26. Juni 1877 wurde Peter Anton Sonnemann, Bauer von Obernburg, als Besitzer genannt. Thaddäus Mott, Müllermeister von Obernburg, erwarb am 16. August 1880 in der Gutsversteigerung des Peter Anton Sonnemann das Anwesen. Schon nach drei Jahren, am 30. April 1883 kaufte Jakob Salg, Landwirt von Obernburg, von der Kuratel des Schuldners Mott das Anwesen. Im Gewerberegister der Stadt Obernburg ist unter dem 20. Februar 1894 vermerkt, dass Jakob Salg das Ziegeleigewerbe aufgegeben hat.
Am 23. Juli 1895 ersteigerte schließlich Nikolaus Hock, Landwirt von Obernburg, in der Güterversteigerung der Kinder und Erben des Jakob Salg das Anwesen. Er fiel im Ersten Weltkrieg. Zunächst gehörte das Anwesen danach seinen Kindern als Erbengemeinschaft. Am 29. März 1923 wurde sein Sohn Josef Hock, Landwirt, Alleinerbe des Anwesens mit der Hausnr. 303. Er begann mit einer Kuh und einem Rind Landwirtschaft zu betreiben.
Josef Hock berichtete seinen Nachkommen, dass die ehemaligen Ziegeleibesitzer den Ton mit Loren (zweiachsigen offenen Wagen mit Kippmulde) vom Ziegelgraben (bei dem heutigen Hundeübungsplatz in Richtung Grund) angefahren haben.
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