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Heimat- und Verkehrsverein (HVV)
 63785 Obernburg am Main

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Willy Nees (Obernburgs Bürgermeister 1945-1964)

Erinnerungen an meinen Onkel Willy Nees

Mein Onkel Wilhelm Nees wurde am 8.9.1899 in Marktheidenfeld als Sohn des Forstoberinspektors Hubert Nees und seiner Frau Margarete, geborene Rothenbücher, geboren. Letztere war die Tochter eines wohlhabenden Mainreeders, dessen Schiffe über den damals hochmodernen Ludwig-Donau-Main-Kanal (Eröffnung 1843) bis nach Amsterdam und Rumänien fuhren.

Hinaus in die Welt zu fahren, galt „Willy (W)“ sicherlich bald schon als erstrebenswertes Lebensprinzip. So ging er zunächst aufs Humanistische Gymnasium in Aschaffenburg und erwarb 1917 die Mittlere Reife. Gleichzeitig erhielt er auch die Berechtigung, in die Oberstufe einzutreten und damit eröffnete sich ihm der Weg bis zum angestrebten Abitur und einem nachfolgenden Hochschulstudium. Doch am 1. Dezember desselben Jahres erfolgte die Einberufung zum Militärdienst, der für W bis Anfang 1919 währte. Inzwischen hatte die Familie kriegsbedingt ihren Besitz fast vollständig verloren und an weiterführende Studien war nicht mehr zu denken.

So nutzte W die Gelegenheit zu kaufmännischer Ausbildung zunächst beim 2. bayerischen Nachrichten-Bataillon, bei dem er auch schon im Krieg gedient hatte. Sodann verbreiterte er seine Ausbildung in einer Reihe verschiedener Firmen (Metall-Werk in Schippach; Bleistiftfabrik Johann Faber und Deutsch-Niederländische Handelsgesellschaft, beide in Nürnberg). Er lernte Spanisch und gelangte schließlich über die inzwischen geknüpften Firmenkontakte nach Uruguay und Argentinien, wo er als kaufmännischer Mitarbeiter in verantwortlichen Stellungen wieder in verschiedenen Unternehmen arbeitete (Compania General de Obras Publicas Montevideo, Uruguay; US-amerikanische Vacuum Oil Company und die deutsche Firma Siemens, beide in Buenos Aires, Argentinien).

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1936 kam es zu dem in der Familie immer wieder gerühmten „Internationalen Familientreffen“, bei dem W aus Südamerika und sein Bruder E.M. Nees aus der englischen Kolonie Indien urlaubsmäßig nach Obernburg zurückkehrten (s. Foto).

Letzterer (mein Vater) leitete damals den gesamten Vertrieb von Röntgengeräten der Firma Siemens auf dem an Bodenschätzen reichen indischen Subkontinent, der quasi das Juwel unter allen britischen Kolonien darstellte und u.a. auch schon viele technisch hervorragend ausgestattete medizinische Kliniken vorzuweisen hatte.


Internationales Familientreffen der Familie Nees 1936 im neugebauten Obernburger Haus
Von links nach rechts: Willy, Hubert, Margarete, Ernst-Michael

Hubert und Margarete Nees waren inzwischen zu wohlbekannten Obernburger Bürgern geworden (Im Gedenken an Hubert Nees wird auch heute noch eine Obernburger Straße nach ihm benannt.).

Ende 1938 zog es W aus politischen und familären Gründen endgültig in die Heimat zurück (während sein Bruder in Indien blieb und dort mit Frau und Kindern bis zur Repatriierung im Jahre 1947 von den Engländern interniert wurde). Im Zeitraum 15.4.1941 - 22.7.1945 arbeitete W als Angestellter bei der Landkreisverwaltung Obernburg (Sachbearbeitung Familienunterhalt), unterbrochen allerdings von erneuter militärischer Rekrutierung (Luftwaffen-Feld Division 21).

Im Kurlandkessel überlebte er nur mit starken Erfrierungen und wurde von dort noch kurz vor der Kapitulation mit großem Glück durch die Kriegsmarine über die Ostsee nach Deutschland evakuiert. Obernburg lag bald darauf in der Einflusssphäre der Amerikaner.

Am 8.8.1945 wurde W mit Wirkung des Military Government Detachments I 16 A 3 zum Obernburger Bürgermeister bestimmt. In dieser Funktion wurde er bald durch die Bevölkerung in freier Wahl bestätigt und behauptete sich als erster Bürgermeister auch noch in mehreren nachfolgenden Bürgermeisterwahlen. So trat W erst am 1. Mai 1964 in den Ruhestand.

Er widmete sich stets mit großer Leidenschaft und kaum verhaltenem Stolz der Weiterentwicklung Obernburgs. Ich erinnere mich vor allem an Gespräche mit ihm, in denen er mir die Gründung der Berufsschule, neue Verkehrsführungen in und um die Stadt, die Gestaltung der Mainanlagen, sowie das Projekt des Römermuseums erläuterte.

Mit Befriedigung berichtete er auch über verschiedene persönliche Ehrungen des Verbandes der Kriegs- und Wehrdienstopfer, des Roten Kreuzes und des zuständigen Landrats.

Als Neffe kann ich noch berichten, dass ich und meine beiden Schwestern in ihm einen gütigen Onkel hatten, der unsere Entwicklung mit größtem Interesse verfolgte und förderte, vor allem auch durch lehrreiche Buchgeschenke.

Prof. Dr. Stephan Nees

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Bürgermeister Willy Nees

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Willy Nees im Büro der amerikanischen Militärregierung

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Willy Nees mit Resi Priol und Otto Helm

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Willy Nees mit seinem Nachfolger Bürgermeister Valentin Ballmann und städtischen Mitarbeitern
(von links Heinrich Vad, Otto Vogel, Heinrich Schäfers (2. Bürgermeister), Valentin Ballmann, Willy Nees, Josef Kern, Anton Schreck)