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Heimat- und Verkehrsverein (HVV)
 63785 Obernburg am Main

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Waldhausverein

Der Waldhausverein, der 2012 schon 112 Jahre besteht, blickt natürlich auf eine rege Vereinsgeschichte zurück. In der aus Anlass des 100-jährigen Bestehens herausgegebenen Chronik werden die Vereinsaktivitäten ausführlich beschrieben.  Dieser Beitrag kann aber nur eine knappe Auswahl aus der reichen Vereinsgeschichte wiedergeben.

Die Idee, im Obernburger Stadtwald ein Waldhaus zu bauen, wurde bei einer geselligen Zusammenkunft von Herren aus der Beamtenschaft im März des Jahres 1900 geboren. Bei der daraufhin am 6. April einberufenen Gründungsveranstaltung trugen sich 47 Mitglieder in die Gründungsliste ein und wählten die erste Vorstandschaft.

Diese informierte am 14. Mai den Stadtmagistrat und nannte in dem Schreiben auch die Vereinsziele: „Im Obernburger Stadtwald ein Waldhaus zu erbauen und zu unterhalten, sodann den Obernburger Stadtwald weiter zu erschließen und die Tätigkeit des früheren Verschönerungsvereins fortzusetzen.“ Der Stadtmagistrat stellte daraufhin dem Verein unentgeltlich den erforderlichen Platz, 8 cbm Lärchenholz und 25 Mark zur Verfügung.

Das Haus wurde vom 1. Vorsitzenden, dem Königlichen Forstamtsassessor Eduard Trümbach geplant und von den einheimischen Gewerbetreibenden August Schnatz, Thomas Schollmeyer, Karl Hacker, Edmund Klein, Agnus Deckelmann, Otto Abb und Tobias Reis für insgesamt 1.178,80 Mark incl. Einrichtung erbaut und schon am 13. Mai 1900 eingeweiht. Es stand damals nur den Mitgliedern als Treffpunkt und Unterkunft zur Verfügung.

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Das Waldhaus mit Festgästen bei der Einweihung im Jahr 1900.

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Das Haus im Jahr 1906.

Im Juni 1900 beschloss man, dem Odenwaldclub und dem Verein der Spessartfreunde beizutreten. Damit kam auch ein weiterer Vereinszweck zu Tage, nämlich gemeinsam zu wandern. Heute muss man schon schmunzeln, wenn man folgenden Auszug aus dem Tourenprogramm von 1903 liest: „Sonntag, 17. Mai, Familientour über das Waldhaus zum Hainhaus, Heimweg über Laudenbach, von da Heimfahrt mit Kähnen. Sonntag, 28. Juni, Familientour über Eichelsbach auf die Geißhöhe, Wildenstein und Eschau, von da Rückfahrt mit Leiterwagen.“

In den Folgejahren wurde an der weiteren Ausstattung des Waldhauses gearbeitet ohne allerdings die Wasserversorgung verbessern zu können. Das Wasser musste mühsam mit Eimern von der Einsiedelquelle bergauf geholt werden.

Wie wirtschaftlich damals mit dem Geld umgegangen wurde zeigt, dass 1912 alle Schulden getilgt waren und der Jahresbeitrag von 2 Mark auf 1,50 Mark gesenkt werden konnte. Das Feiern im Waldhaus endete mit Ausbruch des Ersten Weltkrieges.

Nach dem Krieg ging ab 1919 das Vereinsleben mit neuer Vorstandschaft und einem Barvermögen von 140,49 Mark weiter. Die nächsten Jahre waren geprägt von vielen Treffen und Veranstaltungen für die Mitglieder. Andere Vereine konnten das Haus für 30 Mark für Feste mieten.

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1931 baute man zusammen mit dem Verkehrsverein auf dem Plateau der Buchhölle einen Unterstandspavillon (im Volksmund später „Hitler-Warte“ genannt).

 

Der Zeitgeist hielt dann auch im Waldhausverein Einzug. 1933 wurde der bisherige Vorstand als „Führer“ gewählt. Der Zeitzeuge Walter Rupp berichtet über diese Jahre: „Es waren wirtschaftlich und auch politisch unruhige Zeiten. Trotzdem spürte man von diesen Vorgängen im Verein so gut wie nichts. Alte Freunde trafen sich am Wochenende dort weiterhin. Nationales Zeitgeschehen blieb außen vor. Man saß beieinander bei mitgebrachtem Apfelwein und Vesper. Die neuesten örtlichen Ereignisse wurden erzählt und kommentiert.“

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Trudl und Gustel Konze mit Tochter Ursula und Verwandtschaft im Jahr 1935.

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    Kasper und Eva Reis mit Hedwig, der späteren Ehefrau ihres Sohnes Hans im Jahr 1937.

Als der Krieg Obernburg erreichte, flohen auch Leute in den Stadtwald und ins Waldhaus. Als die Fronten weiter ostwärts zogen und die Besatzungszeit begann, wurde das Waldhaus ausgeplündert und weder Dach noch Fenster blieben heil.

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Nach dem Krieg übernahm im Dezember 1945 Franz Link (im Bild rechts außen, links daneben Eugen Ball) die „vorläufige“ Führung des Vereins bis 1963. Mit einem Rundschreiben weckte er neuen Mut und mit Begeisterung ging man an den Wiederaufbau. Einige Vereinsmitglieder steuerten Einrichtungsgegenstände wie Bestecke, Kochgeschirre, Tassen, Teller usw. bei.

 

Das Waldhaus wurde wieder ein Ausflugsziel, nicht nur für Mitglieder. Sonntags schenkte man nun auch Getränke an alle Besucher aus.

 

 

 

 

 

 

Deswegen wurde 1950 der Bau eines neuen Waldhauses in der Größe von 9x7 Meter beschlossen. Einer der Hauptverantwortlichen für den Holzbau war Emil Reichert (im Bild links).

 

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Es wurde am 13.8.1950 eingeweiht. Das alte Haus aus dem Jahr 1900 reparierte man und versetzte es 20 Meter westlich (Bild rechts).

Die eingeführte feste Bewirtschaftung zeigte Erfolg und versprach eine rasche Tilgung der Schulden. Es sei hier vermerkt, dass 1953 der Preis für 0,3 Liter Apfelwein 25 Pfennig betrug; kein Wunder, dass man hier oft einkehrte. Zu Beginn der 1960er Jahre wurde die Mittwochsbewirtschaftung eingeführt. Die immer größer werdende Besucherzahl erforderte 1966 den Anbau eines unterkellerten Küchenraumes.

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Eugen Ball
(langjähriger 2. Vorsitzender und Wirtschaftsführer) beim Apfelweinausschank.

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1968 gab sich der Verein eine neue Satzung und wählte eine neue Vorstandschaft. Da die zunehmende Belastung den bisherigen „Wirten“ wegen der ansteigenden Besucherzahlen nicht mehr zugemutet werden konnte, übernehmen bis heute Arbeitsgruppen die Bewirtschaftung. Damit wurde der Grundstein für den langjährigen Vereinsaufschwung gelegt.

 

Bild links: Alois Becker und Fritz Heckler

 

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Mitglieder der Vorstandschaft (von links):
Ferdi Kreßbach, Fritz Schröter, Christoph Ripperger, Adolf Arnold, Karl Plöchl
(1. Vorsitzender 1977-1994), Hermann Rößner (1. Vorsitzender 1968-1976).

 

1969 wurde das Waldhaus modernisiert und an das Telefonnetz angeschlossen. 1970 erfolgte der Anschluss an das Stromnetz und für beide Häuser wurde eine Ölheizung installiert. 1973 wurden die neue 3000 Meter lange Wasserleitung vom Wasserhaus zum Waldhaus sowie die dadurch möglich gewordene Toilettenanlage eingeweiht. 1974 baute man den Gastraum um und die Dachgeschossräume aus. Von der Stadt erwarb der Verein 1978 die neben dem alten Waldhaus stehende Waldarbeiterhütte und richtete sie für die Sommerbewirtung her.

1980 wurde die Zufahrtsstraße von der Stadt ausgebaut. 1981 wurde der in eigener Regie erstellte Spielplatz an die Benutzer übergeben. Im gleichen Jahr erfolgte die Erweiterung des alten Waldhauses mit einem Kühlraum. Der Vorplatz wurde 1983 mit einer Einzäunung versehen. Die Küchen wurden modernisiert.  1984 konnte man eine hübsche, schindelgedeckte Schutzhütte für Wanderer aufstellen.

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Am 26. März 1985 brannte das große Waldhaus aus ungeklärter Ursache ab. Die Vorstandschaft beschloss, das Haus im alten Stil wieder aufzubauen. Eine hohe Eigenleistung und Spenden führten dazu, dass keine Fremdgelder für den Wiederaufbau eingesetzt werden mussten. Am 21.9.1985 feierte man Richtfest, am 21.9.1986 erfolgte die Einweihung.

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Der Waldhausplatz 2012:

links das große Haus, rechts hinten das alte Waldhaus, daneben die Sommerküche und davor die Schutzhütte.

 

1988 überarbeitete man die Satzung und aktualisierte sie speziell im Hinblick auf die Gleichberechtigung der Frauen. 1993 konnten fünf vom Verein markierte Wanderwege rund ums Waldhaus eröffnet werden und seit 1995 wurden zwei holzgravierte Informationstafeln, die wissenswerte Informationen über den Obernburger Wald vermitteln, aufgestellt.

Bis heute sind die Instandhaltung und Modernisierung der Häuser und ihrer Einrichtungen neben der wegen der Altersstruktur der Wirtschaftshelfer schwieriger werdenden Aufrechterhaltung des Wirtschaftsdienstes an zwei Tagen in der Woche die Hauptthemen.

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Das Bild zeigt die zum Zeitpunkt der Einrichtung des neuen Hauses aktiven Wirtschaftshelfer in der neu angeschafften Arbeitskleidung.

 

Im Zusammenhang mit der Neuordnung der Obernburger Wasserversorgung wurde 2011-2012 ein neues Wasserhaus errichtet. Auch hier erhielt der Verein, unter maßgeblicher finanzieller Beteiligung, wieder einen eigenen Raum mit einer modernen Druckerhöhungseinrichtung zur störungsfreien Versorgung des drei Kilometer entfernten Waldhauses.

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Internet:
www.waldhaus-obernburg.de
Telefon: 06022 1888

Das Waldhaus ist ein Teil von Obernburg geworden und es ist eine weit über die Grenzen hinaus bekannte Einkehrstätte. Die Bewirtung von Ausflugsgästen wurde dem Verein zur Aufgabe. Gleich geblieben ist, dass wir als gleichgesinnte, aktive Gruppe viel gemeinsam unternehmen und damit auch ein Geselligkeitsverein geworden sind. Die Kombination von Pflicht und Vergnügen scheint im richtigen Verhältnis zu stehen und ist eine gesunde Grundlage des Vereins. Es besteht Zuversicht immer wieder neue Menschen zu gewinnen, welche im Geiste der Tradition das Obernburger Waldhaus als geschätzte Begegnungsstätte pflegen, erhalten und erfolgreich in die Zukunft führen.

 

Wolfgang Peschke, Heinz Janson

 

Quelle: Chronik 100 Jahre Waldhausverein Obernburg 1900-2000