Zwei Tankstellen gibt es heutzutage in Obernburg, die für die große Anzahl von Pkws oder Motorrädern den benötigten Treibstoff liefern. Ganz anders sah die Situation aus, als im letzten Jahrhundert die Motorisierungswelle in den Anfängen steckte.
Entwicklung nach dem Ersten Weltkrieg Im Laufe der 1920iger Jahre nahm der „Kraftwagenbetrieb“ auch in Obernburg zögernd zu. Deshalb sahen einige Geschäftsleute darin eine Chance, mit „Benzinzapfsäulen“ Einkünfte zu erzielen.
Obernburg lag verkehrsgünstig an der Maintalstraße von Aschaffenburg nach Miltenberg. Die Mainbrücke verband Straßen ins Mümling- und Elsavatal, so dass auch überörtlich eine Nachfrage nach Benzin für Reisende bestand. Die damaligen Benzinzapfsäulen mussten mit einer Handpumpe bedient werden.
Zwei Zwillingsgefäße aus Glas mit je fünf Liter Inhalt wurden so gefüllt und der Inhalt lief dann von dort durch den Tankrüssel in den Fahrzeugtank. Diese Doppelpumpanlage umgab ein eisernes Schutzgehäuse, das abgeschlossen werden konnte.
Das Benzin stammte aus einem Tank mit 2000 bis 4000 l, der im Boden versenkt worden war. Die Umweltauflagen beschränkten sich auf das Allernötigste. Die Behörden achteten bei der Genehmigung von „Straßenbenzinzapfsäulen“ zuerst auf die „Zerknall- und Feuersicherheit“. Außerdem sollten Verkehrsstörungen durch zu betankende Automobile ausgeschlossen sein. Zudem war auf die Beeinträchtigung des Ort- und Straßenbildes zu achten. So musste jedes Baugesuch für eine Benzinzapfsäule ein besonderes Genehmigungsverfahren durchlaufen.
Für das Aufstellen verlangte die städtische Verwaltung Gebühren in den 1920iger Jahren zwischen 100 bis 200 Mark pro Jahr. Verschiedene Mineralölgesellschaften boten den interessierten Geschäftsleuten die Einrichtung von Benzinzapfsäulen an. Diese kamen manchmal auf städtischem Grund, aber auch auf privatem Gelände entlang der Straße zu stehen. Die Betreiber bekamen ihre Einnahmen auf Provisionsbasis.
Wo standen Benzinzapfsäulen? Vor dem Haus Mainstraße 9 (heute Elektro Reis) richtete die BV-Benzin (später ARAL) für den Elektromeister Luitpold Reis im Jahre 1926 eine Handpumpensäule ein. In den frühen 1950iger Jahren musste sie wegen des zunehmenden Verkehrs in der Mainstraße zur Mainbrücke entfernt werden.
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