Die Stadthalle entwickelte sich in den folgenden Jahren zu einem für den damaligen Bezirk (ab 1938 Landkreis) Obernburg einzigartigen Veranstaltungsort, weil sie die größte Halle aller unterfränkischen Kleinstädte war. War das Stiftungsfest zur Feier des 50-jährigen Gründungsjubiläums des Turnvereins im Jahre 1929 noch ganz sportlich ausgerichtet, so wechselten sich neben den sportlichen Trainingsabenden Tanzveranstaltungen, bunte Abende, Faschingssitzungen oder Konzerte bei der Belegung ab. Während die Turner für die sportliche Nutzung keine Gebühren zu zahlen hatten, waren bei Veranstaltungen 50 Mark, im Winter 70 Mark Saalmiete fällig.
Ab 1933 trat auch öfters die NS-Organisation „Kraft durch Freude“ (KdF) in Erscheinung, weil sie Theaterstücke in Zusammenarbeit mit der Bayerischen Landesbühne und später mit der Mainfränkischen Gaubühne zur Unterhaltung der Bevölkerung organisierte. Regelmäßig fanden in der Nazizeit Parteiveranstaltungen und Appelle, z. B. am 1. Mai oder am Erntedankfest, statt. Im Jahre 1938 wollte die „Reichsstelle für Getreide, Futtermittel und sonstige landwirtschaftliche Erzeugnisse“ die Stadthalle als Lagerstelle für Getreide im Rahmen des Vierjahresplans sicherstellen. NS-Bürgermeister Heinrich Störrlein konnte dieses Vorhaben verhindern, weil er nachwies, dass der Hallenboden für die Lagerung von 500 t Getreide zu wenig tragfähig sei. Auch vom Landratsamt kam Unterstützung, weil die Stadthalle wichtig für Veranstaltungen des Staates und der Partei sei.
Mit Kriegsbeginn ab September 1939 wurde jedoch die Halle vorsorglich zum Bergungsgebiet für Rückwanderer erklärt und als Ausgabestelle für die Lebensmittelversorgung bestimmt. Die Schuldenlast durch den Hallenbau engte den städtischen Haushalt immer noch gewaltig ein, zumal auch die häufigen Veranstaltungen der NSDAP und ihrer Gliederungen keine Erträge zur Schuldentilgung abwarfen. So trug sich der 1938 eingesetzte Bürgermeister Störrlein sogar mit dem Gedanken, das Gebäude an die deutsche Arbeitsfront für ein Gemeinschaftshaus zu verkaufen. Dringende Renovierungsarbeiten waren aus finanziellen Gründen, aber auch wegen kriegswirtschaftlich bedingter Knappheit an Material und Arbeitskräften unmöglich.
Zweckentfremdung der Sporthalle 1944 beschlagnahmte die Wehrmacht die Stadthalle und ließ hohe Regalwände aufstellen. Die Kriegsmarine lagerte dort Ausrüstungsgegenstände ein, die für die Ausstattung von Schnellbooten gedacht waren, welche auf der Erlenbacher Schiffswerft gebaut wurden. Der Sportbetrieb musste deshalb eingestellt werden.
Kurz vor dem Einmarsch der Amerikaner öffnete am 27. März 1945 die Stadtverwaltung die Hallentüren für eine gedacht kontrollierte Abgabe der Einlagerungsgegenstände. Viele Einheimische, aber auch Fremdarbeiter und Kriegsgefangene überrannten jedoch die Absperrungen und holten vom Marinemagazin in großem Chaos alles ab, was sie tragen, auf ihre Hand-wägelchen packen oder auf ihre Fuhrwerke schaffen konnten. Uniformteile, Marinegürtel, Stahlhelme, Kisten mit Knöpfen, Stoffe oder Garne schleppten die Plünderer in unbändiger Raffgier heim. Erst einige Zeit später wurden Restbestände und zurück gegebene „Beutestücke“ in der Mangelsituation der Nachkriegszeit an Bombengeschädigte und Flüchtlinge von den Textilgeschäften Ernst Reichert, Johann Benninger und Theodor Vad abgegeben.
Bald darauf beschlagnahmte die amerikanische Militärregierung von April 1945 bis Januar 1946 die Halle. Sie diente wiederum als Lagerstätte, aber auch als Essenslokal für Angehörige der US-Militärregierung und für die Besatzungs-soldaten. Hungrige deutsche Kinder versuchten oft vom Überfluss etwas mit-zubekommen, weil die GIs Essensreste sonst oft wegwarfen.
Noch immer mussten die Sportler warten, bis sie wieder in ihre Turnhalle durften. Die ankommenden Heimatvertriebenen wurden nämlich anschließend dort in einem Massenschlafsaal auf Strohsäcken untergebracht, bevor sie nach diesem Durchgangslager in die umliegenden Ortschaften verteilt und dort in Wohnungen eingewiesen wurden. Ab dieser Zeit nutzte ein heimatvertriebener Unternehmer die Kellerräume als provisorische Produktionsstätte zur Herstellung von metallischen Handtaschenteilen.
Glanzzeiten der Stadthalle Knapp 20 Jahre war die Stadthalle alt, als endlich im Frühjahr 1947 die Turn- und Sportgemeinde Obernburg (Tuspo), die 1933 durch die Vereinigung der Turngesellschaft und des Turnvereins entstanden war, zusammen mit dem Stemm- und Ringclub den regelmäßigen Übungs- und Wettkampfbetrieb wieder aufnehmen konnte.
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