Baumeister August Schnatz wird initiativ Der am 30. 3. 1872 in Schweinheim geborene August Schnatz kam 1895 nach Obernburg, um eine Stelle beim Bezirkstechniker Sixtus Haas anzutreten. In dieser Zeit reifte bei ihm der Plan, in Obernburg ein Baugeschäft aufzubauen. Die Grün-dung erfolgte dann am 1. Mai 1896. (Obernburger Blätter 2002) Schnatz errichtete an der Lindenstraße gegenüber der geplanten Einmündung der neuen Straße um 1900 seinen Firmensitz mit Lagerplatz, Lagerhalle und Wohnhaus (Nr. 345). Für den erfolgreichen Start seiner Firma und die Erschließung seines Firmengeländes und Wohnhauses war die neue Straße sehr wichtig.
Er ergriff daher zusammen mit Bürgermeister Deckelmann die Initiative, um den Straßenbau voranzubringen. Schnatz führte Verhandlungen mit den betroffenen Anliegern und kaufte am 26.2.1903 das Anwesen Nr. 246 von Christof Bayer an der Hauptstraße neben dem Gasthaus „Zum Hirschen“ für 8000 Mark. Später verkaufte er nach Abriss des Hauses den Grund zum gleichen Preis an die Stadt.
Der Versuch von Schnatz, das Anwesen Haus Nr. 243 des verstorbenen Theo Zöller zu erwerben, umzubauen und an Christof Bayer abzutreten scheiterte. Grund war, dass die Erben des Theo Zöller sehr weitgehende Forderungen hatten, so dass Schnatz die Verhandlungen abbrach.
Aber Schnatz ließ nicht locker. Am 2.11.1903 schrieb er an den Magistrat: „Erlaube mir hiermit dem Magistrat anzuzeigen, dass ich mit dem derzeitigen Besitzer des Hauses Nr. 243, Karl Zöller, betreffs Rücksetzung seines Scheunengiebels Rücksprache genommen habe. Derselbe wäre gesonnen, die in die neue Straße fallende Fläche seines Anwesens unentgeltlich abzugeben und zwar unter folgenden Bedingungen: Kostenlose Rücksetzung und Herstellung einer neuen Giebelmauer zur Scheune, Wiederherstellung eines Schweinestalles und Erstellen einer neuen Hofmauer mit Hoftor. Die Kosten belaufen sich auf 530 Mark. Falls das alles vom Gremium genehmigt wird, würde ich die Arbeiten für 500 Mark erledigen.“
Die Forderungen von Zöller und das Angebot von Schnatz wurden am 5.11.1903 vom Magistrat akzeptiert.
Im Haus Nr. 244 hatte 1902 Karl Deckelmann seine Bäckerei eingerichtet. Er zog damals aus dem Gasthaus „Anker“, das sein Vater weiter betrieb, mit der vorher im „Anker“ ansässigen Bäckerei in die Hauptstraße.
Das Haus Nr. 245 konnte die Stadt von der Witwe Hock für 7000 Mark kaufen.
Mit Franz Bayer, der schon an der Lindenstraße gebaut hatte, wurde am 20.4.1903 folgendes vereinbart: Franz Bayer tritt von seiner Scheune sowie von Hof- und Gartenanwesen so viel an die Stadt ab, als zur Herstellung der neuen Straße und Durchführung der neuen Baulinie nötig ist. Bayer erhält hierfür von der Stadt den Betrag von 1000 Mark bar. Die Stadt übernimmt es, auf ihre Kosten die durchschnittene Scheune mittels einer Giebelmauer wieder schließen zu lassen, und zwar so, dass Bayer einen zweiten Stock auf die Scheune aufbauen kann. Weiter lässt die Stadt auf ihre Kosten den Garten- und Hofraum mittels einer Mauer ähnlich wie bei Karl Zöller abschließen.
Auf der rechten Straßenseite lag das große, bis zur Wallstraße führende Anwesen des Gastwirts Heinrich Heulheck mit dem Gasthaus „Zum Hirschen“. Er war mit dem Straßendurchbruch unter der Bedingung einverstanden, dass entstehende Fundamentschäden auf Kosten der Stadt zu reparieren sind.
Schließlich vereinbarte Bürgermeister Deckelmann mit Zustimmung des Magistrats mit Baumeister August Schnatz folgendes bezüglich der Herstellung einer „Verbindungsstraße zwischen Main- und Lindenstraße“: Schnatz übernimmt den Straßendurchbruch und die Herstellung unter folgenden Bedingungen: Schnatz stellt der Stadt sein von Christof Bayer erkauftes Anwesen Nr. 246 um die Ankaufsumme von 8000 Mark und die Bestätigungskosten von 200 Mark in Summe 8200 Mark zum Abbruch zur Verfügung.
Die Stadt stellt zur Verfügung: Das von der Witwe Hock gekaufte Anwesen Haus Nr. 245, wofür der Kaufpreis von 7000 Mark direkt an die Verkäuferin geht. Einen Teil der Scheune und des Hofraumes des Franz Bayer, wofür 1000 Mark direkt an Bayer gehen. Zur Herstellung der Straße kommen zum Abbruch sämtliche Gebäudlichkeiten des Christof Bayerschen Anwesens Nr. 246, dann ein Stück der Scheune des Franz Bayer, der Stall des Hockschen Anwesens ganz und ein Teil der Scheune dieses Anwesens. Das Hocksche Wohnhaus und der Rest der Scheune bleiben erhalten und die Stadt kann weiter darüber verfügen.
Baumeister Schnatz übernimmt es, die zum Abbruch bestimmten Gebäude und Gebäudeteile abzutragen und die Straße zum Gebrauch fertig zu planieren. Das Niveau hat sich an die Linden- und Hauptstraße anzuschließen. Schnatz macht sich verbindlich, die Fundamente am Anwesen Heulheck zu unterfangen und alle Schäden, die bei Arbeiten an diesem Anwesen anfallen, auf seine Kosten zu beseitigen. Als Entschädigung für die Arbeiten am Gebäude Heulheck erhält Schnatz für die übernommenen Arbeiten das Abbruchmaterial der abzureißenden Gebäude und Gebäudeteile.
Schnatz macht sich verbindlich, die durchschnittene Scheune des Franz Bayer mittels einer Mauer wieder zu schließen und erhält dafür von der Stadt einmalig 450 Mark.
Die Stadt wird die Beschädigungen am Hauptgebäude des Hockschen Hauses, Nr. 245, wieder beheben und die durchschnittene Scheune dieses Anwesens wieder schließen lassen und wird diese Arbeiten an Schnatz übertragen.
Die Arbeiten fallen weg, wenn die Stadt das Anwesen in dem Zustand wie es ist, an den Mann bringen kann. Das gelang, denn Bäckermeister Karl Deckelmann kaufte das neben seinem Geschäft stehende Haus und ließ dann beide Häuser von August Schnatz zu einem repräsentativen Geschäftshaus umbauen.
Die notwendigen Arbeiten führte Schnatz mit seiner Firma aus.
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