Obernburger Obstbau im Wandel der Zeiten
Wenn heutzutage vom Obstbau die Rede ist, denkt man häufig an die ökologische Vielfalt von Streuobstwiesen, die in diesen Biotopen herrscht. Der Ertrag soll dabei nicht die wichtigste Rolle spielen. Im Herbst 2010 regte ein regionaler Apfelmarkt in Obernburg viele Besucher an, sich wieder mehr für unsere einheimischen Apfelsorten zu interessieren, weil sie ein Beitrag zur gesunden Ernährung und zum genussvollen Essen sein können. Dass noch vor einigen Jahrzehnten der Obstanbau für viele Obernburger eine tragende wirtschaftliche Bedeutung hatte, ist dabei nur noch wenigen Zeitgenossen bewusst.
Wachsende Bedeutung des Obstanbaus im 19. Jahrhundert Als Obernburg im Jahre 1814 Teil des Königreich Bayern wurde, setzte allmählich der Niedergang des Weinbaus ein, der viele Jahrhunderte auch eine Haupteinnahmequelle der Obernburger war. Die bayerische Regierung förderte deshalb die Pflanzung von Obstbäumen, da sich dafür am Untermain günstige klimatische Bedingungen boten. Die königlichen Landrichter forderten deshalb immer wieder die Bauern auf, abgestorbene Obstbäume durch „wächsige und geeignete“ zu ersetzen. Der städtische „Sachversteher“ Franz Lux berichtete z. B. dem Landgericht, dass in den Jahren 1829 und 1830 79 neue Apfel-, 20 Birn- und 29 Nussbäume gesetzt worden seien. Nicht nur in Hausgärten und in Ortsnähe pflanzten die Landwirte diese Bäume, sondern überall in der Feldflur entstanden Obstanpflanzungen. Da um diese Zeit immer mehr Weinberge aufgelassen wurden, trat an ihre Stelle Früh-, Stein- oder Buschobst. In flacheren Lagen pflanzte man Apfelhochstämme an. Der Obstanbau wurde staatlicherseits gefördert, aber auch in amtlichen Statistiken genau erfasst.
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