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Heimat- und Verkehrsverein (HVV)
 63785 Obernburg am Main

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Obernburger Krankenhausgeschichte(n)

In einem Zeitungsbericht aus dem Jahre 1939 unter dem Titel „40 Jahre Bezirkskrankenhaus Obernburg“ erhält der Leser viele Informationen zu dem 1899 nach der damaligen kommunalen Gliederung als Distriktskrankenhaus errichteten Gebäude und seiner Geschichte. Es war für den Distrikt (Bezirk) Obernburg zuständig. Ein weiteres Distriktskrankenhaus gab es in Klingenberg.

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Das Krankenhaus von 1899 war aber nicht die erste Krankenanstalt, die Obernburg bzw. der Distrikt besaß. Jahrzehntelang vorher befand sich das Distriktskrankenhaus oder Spital, wie es damals genannt wurde, in dem Anwesen des Bäcker-meisters Gruber in der Römerstraße (heute HypoVereinsbank).

Der Distrikt verkaufte dieses Anwesen noch während der Errichtung des Neubaus am 31. August 1898 für 5.500 RM an Andreas Geßner aus Elsenfeld.

Als Spitalverwalter amtierte damals der Bader Gabriel Ostheimer, der auch noch mehrere Jahre das neu gebaute Krankenhaus verwaltete.

Das Krankenhaus von 1899
Erwähnt werden soll hier, dass der „Obernburger Bote“ im Jahr 1899 über den Neubau des Krankenhauses nichts berichtete. Im Folgenden werden daher Informationen aus dem Zeitungsbericht von 1939 zitiert.

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„Am 17.8.1897 wurde der Bau, dessen Planung und Lei-tung in Händen des Bezirkstechnikers Sixtus Haas und eines Fachmannes aus München lag, zur Vergabe ausge-schrieben mit einer Voranschlagssumme von 65.268,78 Mark.

Ausführende des Baues waren u.a. folgende Obernburger Firmen: Bauunternehmer Schnatz, Zimmer-meister Kunig, Schlossermeister Osmund Klein und A. Deckelmann, Glasermeister Otto Abb, Tünchermeister Tobias Reis Söhne, Pflasterer Andreas Deckert.

Der Bau wurde im Jahre 1899 beendet und seiner Bestimmung übergeben. Er erwies sich seitdem als ein Segen für die Heilung und Genesung suchende Bevölkerung.

 

Quelle der Skizze von Architekt Hans Holl mit der Lage des Krankenhauses: Amtsblatt Obernburg Nr. 19/2019

 

 

Das Bild zeigt einen Teil der Handwerker beim Bau des Krankenhauses. Der Herr mit dem Bogen Papier in der Hand ist der Baumeister August Schnatz.

Man beachte die seit dieser Zeit erfolgte Wandlung im Gerüstbau und auch in den Sicherheitsbestimmungen.

Der repräsentative Bau, die großen hellen Zimmer mit 36 Betten, die Einrichtungen und der große Garten heben die Gesamtanlage positiv heraus im Vergleich zu vielen Krankenhäusern, wie man sie in Städten von der Größe Obernburgs findet.

 

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Im Laufe der Jahre erfolgten natürlich verschiedene Erweiterungen und Verbesserungen in räumlicher Hinsicht, wie ganz besonders auch der Einrichtungen für die Krankenbehandlung. Es sei nur an die zeitgemäße Ausgestaltung der Operationsräume erinnert, die den aktuellen Bedürfnissen entsprechen. Neuerdings wurde eine moderne Röntgenstation eingerichtet, die heute unerlässlich ist. Bezirksamt und Bezirkstag bzw. Bezirksrat haben fortgesetzt das Nötige getan, um auch auf diesem Gebiete mit der Zeit zu gehen und den Volksgenossen, die sich in Krankenhausbehandlung begeben müssen, wirklich zu helfen und eine gute Wartung und Pflege angedeihen zu lassen.

Betreuer waren bzw. sind die Bezirksärzte Dr. Blümm und Dr. Stappel, ferner die Ärzte Dr. Neteband, Dr. Braun und Dr. Griebling. Letzterem gebührt besonderes Verdienst. Ist er doch seit über 25 Jahren als Chirurg ununterbrochen darin tätig. Die Pflege der Kranken liegt in Händen von Schwestern des Erlöserordens aus dem Würzburger Mutterhause, die seit 30 Jahren hier tätig sind.

Das Krankenhaus im Ersten Weltkrieg
Die erste große Kraftprobe musste das Krankenhaus während des Weltkrieges 1914-18 bestehen. Gleich zu Beginn wurde es eine Zweigstelle des Garnisonslazarettes Aschaffenburg. Zunächst galt es, für die notwendigen Einrichtungen zur Unterbringung der Verwundeten zu sorgen. Hierfür setzte sich neben den Bezirksvertretern als Delegierter des Roten Kreuzes der Buchdruckereibesitzer Heinrich Bingemer als Ortsdelegierter des Roten Kreuzes und Lazarettverwalter ein. In wenigen Tagen waren die notwendigen Betten, Wäschestücke, Kleidungsstücke, Tische, Stühle usw. dank der vorbildlichen Opferbereitschaft zahlreicher Bewohner und der OVGO beisammen. Nicht minder opferbereit zeigte sich die Geschäftswelt und die Bevölkerung des Bezirkes in der Spendung von Lebensmitteln, Gebrauchsgegenständen, usw.

Da die Schwestern zur Pflege der Verwundeten nicht ausreichten, stellten sich dem Roten Kreuz Helferinnen zur Verfügung, die sofort ihre Ausbildung durch Dr. Stappel erhielten und Vorbildliches leisteten. Es waren dies: Eva Wiesbach, Sophie Pfeifer, Frida Wagner, Rosa Bingemer, Julchen Kunig, Antonie Ott, Eva Stapf, Emma Gareißen, Anna Heck, Adelheid Büchold und Emilie Ederer, sämtliche aus Obernburg.

Die Räumlichkeiten des Krankenhauses reichten aber nicht aus, so dass im Anwesen des Kommerzienrates Wörn in der Mainstraße eine Nebenstelle errichtet wurde, die bis ins Jahr 1916 bestehen blieb und mit 14-16 Verwundeten belegt war. So mancher Kriegsbeschädigte, der hier Heilung und Genesung fand, denkt noch immer mit Dankbarkeit zurück an das Gute, das ihm hier angetan wurde.

Die Belegstärke ist fast fortlaufend voll ausgenützt, ein Beweis, dass das Obernburger Krankenhaus in der Bevölkerung einen guten Ruf genießt und alles daran setzt, um ihn auch zu erhalten. Es hat sich seit seinem Bestehen bewährt und ist nicht mehr wegzudenken.

In Verbindung mit dem Klingenberger Krankenhaus erfüllt es seine Aufgabe für die Krankenhauspflege im Bezirke Obernburg und ist mit seinen Einrichtungen auch den Forderungen gewachsen, die ein größerer Andrang von Kranken an es stellen.“

Schließung und weitere Nutzung des Krankenhausareals
Als im Januar 1960 das neue Kreiskrankenhaus in Erlenbach mit 125 Betten eröffnet wurde, stand das Hauptgebäude zunächst leer. In den Nebenbau zog im Dezember 1960 die BRK Kreisgeschäftsstelle ein.

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Später bezog die Polizeiinspektion Obernburg das alte Krankenhaus-gebäude und blieb dort bis zum Einzug in ihr neues Domizil an der Obernburger Mainbrücke im November 2008.

Zeitweise war auch das Schulamt untergebracht.

 

Schließlich kaufte ein Investor das leer stehende Haus vom Landkreis.

Nach der Sanierung zog das BRK-Servicezentrum im September 2014 in das Gebäude ein. Heute befinden sich nach weiteren Baumaßnahmen alle Rot-Kreuz-Einrichtungen in Obernburg hier an einer Stelle.

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Einen Teil des Gartens hinter dem alten Krankenhaus erwarb die Pfarrgemeinde Obernburg vom Landkreis und errichtete dort das Pfarrheim „Pia Fidelis“.

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Auf einem anderen Gartenteil an der Jahnstraße konnte im Mai 1965 ein neues Feuerwehrgerätehaus eingeweiht werden. Der Landkreis baute es für die Kreisgeräte. Die städtischen Fahrzeuge und Geräte wurden auch darin untergebracht. Schließlich entstand auf dem Areal 1998 das heutige Feuerwehr-gerätehaus.

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Heinz Janson