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Heimat- und Verkehrsverein (HVV)
 63785 Obernburg am Main

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Katholische Kirchenbauten in Obernburg

Um 260 n. Chr. eroberten die Alemannen unser vorher von den Römern besetztes Gebiet. Sie wurden später von den Franken nach Süden verdrängt. Die Franken duldeten das Wirken von Missionaren, so dass die christliche Religion nach und nach den alten Götterglauben der Germanen ablöste und schließlich zur Staatsreligion in Franken wurde.

In Obernburg lässt der Fund einer Mithrasinschrift unter dem ehemaligen Hauptaltar der St. Annakapelle annehmen, dass die ursprünglich im 13. Jahrhundert der heiligen Notburga geweihte Kirche über einem im 2. Jahrhundert an diesem Ort erbauten römischen Mithrasheiligtum steht. Man kann davon ausgehen, dass die Umwandlung dieses Mithrasheiligtums in eine erste christliche Kapelle relativ früh (evtl. schon in frühfränkischer Zeit) geschehen sein muss, fand man doch bei Ausgrabungen in der Römerstraße Fragmente einer Schliffglasschale aus der zweiten Hälfte des 4. Jahrhunderts mit christlichen Darstellungen, unter anderem mit Petrus und Paulus, den Patronen der Obernburger Pfarrkirche.

Daher kann man annehmen, dass das Christentum bereits in dieser Zeit in unserer Gegend verbreitet war. Einer alten Überlieferung zufolge soll der Hl. Bonifatius an dem Platz der späteren Notburga-Kapelle, an dem ein von der Bevölkerung verehrtes Kreuz und ein Taufbrunnen gestanden haben sollen, gepredigt und getauft haben.

Als sicherer Beweis für das Bestehen einer Pfarrei in Obernburg kann ein Eintrag im ältesten Evangeliar der Aschaffenburger Stiftskirche gelten, der berichtet, dass Mitte des 10. Jahrhunderts ein Messbuch an die Kirche in Obernburg ausgeliehen war. Weil das Dorf Obernburg 984 dem Probst des Peter- und Alexanderstifts zu Aschaffenburg übergeben wurde, feierte man in Obernburg dann auch am 1. Juli 1984 das 1000jährige Jubiläum als historisches Pfarrdorf.

Über die Gründung der Pfarrei St. Peter und Paul in Obernburg gibt es keine sicheren Anhaltspunkte. Die erste Erwähnung erfolgt in der zweiten Hälfte des 10. Jahrhunderts. Im sogenannten Schatzverzeichnis des Stiftes St. Peter und Alexander in Aschaffenburg ist die Rede von „Ausleihen von Messbüchern an die Kirchengemeinde in Obernburg (Oboronburc)“. In der ersten urkundlichen Erwähnung der Pfarrkirche „Zu Unserer Lieben Frau“, der Muttergottespfarrkirche in Aschaffenburg, die gleichzeitig die erste urkundliche Nennung von Obernburg beinhaltet, bestätigte das Stiftskapitel dem Pfarrer Heinrich im Jahre 1183 verschiedene Vermächtnisse, unter anderem aus Erträgnissen von Weinbergen. Die eigentliche Nennung Obernburgs als Pfarrei erfolgte in einer Urkunde von Papst Lucius III. im Jahre 1184.

Die erste urkundlich erwähnte Pfarrkirche 1374
Urkundlich wird erstmals im Jahre 1374 ein Kirchenbau (wahrscheinlich in der Größe der Annakapelle) erwähnt, auf den es allerdings keine detaillierten Hinweise gibt, und zwar schon am Standort der heutigen Kirche auf dem „Petersberg“, der sich wegen des damals noch wegen des an Stelle der heutigen Mainstraße vorhandenen Grabens als Hügel darstellte.

Die Kirchenanlage, die sicher mit Mauern befestigt war, umfasste neben der Kirche einen Friedhof (abgeleitet vom althochdeutschen „frithof“ = eingefriedeter Vorhof einer Kirche), ein Beinhaus (überdachter Raum, in dem sich die Gebeine der Toten eines Friedhofs befanden, die ausgegraben werden mussten, um Platz für neue Bestattungen zu schaffen) und den Gaden (ein massives, feuersicheres Schutz- und Lagergebäude, das zur Aufbewahrung der Wertsachen diente, weil von den Feinden oft die Häuser angezündet wurden). Nach der Stadterhebung und dem Bau der Stadtmauern im 14. Jahrhundert wurde die überflüssig gewordene Befestigung des Kirchhofes zunächst beibehalten. Sie wurde erst später mit der Zunahme der Einwohnerzahl abgerissen um Schulhaus, Pfarrhaus, Rathaus, Gericht usw. bauen zu können. Der Friedhof wurde dann Anfang des 19. Jahrhunderts an seinen heutigen Platz in der Kapellengasse verlegt. Das Beinhaus, das sich an der Ecke Römerstraße zum Kirchplatz befand, war schon 1751 aufgelöst worden.
 

Die zweite Pfarrkirche (Mitte 15. Jahrhundert)
Die Erbauung der zweiten, ca. 13 Meter hohen spätgotischen Pfarrkirche mit Kirchturm fällt in die Mitte des 15. Jahrhunderts. Das Stift in Aschaffenburg musste als Grundherr und Patron den Chor und das Langhaus, die Stadt Obernburg den Kirchturm erbauen.

Unser Vereinsmitglied Peter Burkart hat 1965 beim Abbruch des Langhauses der Kirche Untersuchungen vorgenommen und festgestellt, dass der Kirchturm schon vor 1581 an den bestehenden Westgiebel des Längsschiffes der Vorkirche angebaut worden sein muss. Vor dem Turmbau betrat man die Kirche durch ein gotisches Spitzbogenportal. Um das Portal war eine rechteckige Umrahmung mit Gesimsprofil geführt. Nach dem Turmanbau wurden zwei neue Eingänge seitlich des Turmes in der Kirchenrückwand mit einfachen gotischen Spitzbogen-türgewänden geschaffen, die ebenfalls 1965 beim Kirchenabbruch wieder sichtbar wurden. Als dann später nach Einbau der Doppelempore jeweils links und rechts des Turmes Treppenanlagen angebracht wurden, wurden die seitlichen Eingänge zugemauert und ein neuer Eingang an der Westseite des Turmes angebracht.

1 Fenster der Süd,- West- und Nordseite
2 Ausstieg zum Dachboden von 1722
3 Dachneigung der Kirche von 1722
4 Tonnengewölbe der Kirche von 1722
5 Dachneigung der Vorgängerkirche
6 einseitig zugemauertes gotisches Fenster im Inneren
7 Eingang zum Turm
8 Abgeschlagene Konsolen

Der Kirchturm, der zum Teil in seinen unteren Teilen heute noch steht, brannte 1581 nach einem Blitzschlag ab. Er wurde mit dem sogenannten Frühmessgeld im Renaissancestil wieder aufgebaut und erhielt dabei im Wesentlichen sein heutiges Aussehen. Der schiefergedeckte Turm hat drei Geschosse, die durch Wasserschlaggesimse voneinander abgetrennt sind und einen gekehlten Sockel.

(Zeichnungen von Peter Burkart)

Betrachtet man bei diesem Rekonstruktionsversuch (Bild unten) der Westfassade der Kirche um 1500 von Peter Burkart Turm und Kirchenschiff, so ist eine auffallende Gleichheit in Höhe und Breite festzustellen, woraus man schließen könnte, es habe sich im Mittelalter, vielleicht sogar bis 1722 um eine dreischiffige Anlage gehandelt. Die beiden Nebeneingänge wurden erst nach der Erbauung des Turmes notwendig.

1582 wurde der Kirche die erste Orgel von dem gebürtigen Obernburger Stiftskanoniker und Kantor Leonard Sauer gestiftet. Pfarrer Matthäus Briccius ließ 1667 außen am Kirchturm neben dem linken Aufgang zur Empore ein steinernes Kreuz anbringen. Es stand dort bis 1964 und ist heute im Kirchenraum aufgestellt.

1667 erhielt die Kirche einen neuen, dem Hl. Sebastian geweihten Hochaltar, der 1713 durch einen Kreuzaltar ersetzt wurde. 1681 wurde ein Muttergottesaltar errichtet.

Die dritte Pfarrkirche (1722-1723)
Die im Laufe der Zeit baufällig und für die damals rund 1500 Gläubigen zu klein gewordene Kirche wurde bis auf den Kirchturm abgerissen und in den Jahren 1722 und 1723 unter Pfarrer Johann Philipp Cammer mit einem 16,50 Meter hohen Langhaus (Dachneigung wie Vorgängerkirche) und Chor im Stil des Mainzer Spätbarocks neu erbaut und am 16. Oktober 1728, dem Gallustag, eingeweiht (heute noch Kirchweih in Obernburg). Für den Altar wurde ein Ölgemälde, das die schmerzhafte Muttergottes darstellte angefertigt, und neue Kreuzwegstationsbilder wurden angebracht. Sie wurden später wieder abgehängt und im Speicher eingelagert. Die 1799/1800 auf der unteren Empore eingebaute neue Orgel versetzte man 1812, um Platz zu gewinnen, auf die obere Empore.

Die Abbildung zeigt die Kirche umgeben von Rathaus, Landgericht, Schulhaus, Pfarrhaus und Pfarrgarten sowie Stiftshof.

Die vierte Pfarrkirche (1891)
Ende des 19. Jahrhunderts fasste auch diese Kirche die gewachsene Zahl der Gemeindemitglieder nicht mehr. Man entschloß sich daher 1890, den Chor der al-ten Kirche abzubrechen und an Stelle des alten Chors das Langhaus mit Steinen aus der in diesen Jahren abgetragenen Stadtmauer mit zwei Seitenschiffen (jeweils 4,75 x 10,15 m) in Kreuzform zu erweitern. Ein neuer erhöhter Chor wurde nach Osten vorgebaut. Die Sakristei wurde ebenfalls erhöht. Das Langhaus umfasste nunmehr vier Joche, am ersten und zweiten Joch war das neue Querschiff angefügt. Die Wände waren durch flache Pilaster, die Tonnengewölbe durch Gurten gegliedert. Die Einweihung der im Nazarenerstil ausgestatteten Kirche erfolgte am 31.5.1891 zusammen mit der Einweihung der ersten Mainbrücke.

An die Erweiterung der Kirche unter Pfarrer Göpfert erinnerten zwei Tafeln. Eine wurde an der Nordseite angebracht mit Hinweis auf die kirchliche Weihe am Feste der Frankenapostel: "Zur 1200jährigen Jubelfeier der Hl. Märtyrer Kilian, Colonat und Totnan hat die Pfarrkirche erweitert; Die Bürgerschaft von Obernburg".

An der Südseite befand sich eine zweite Tafel mit der Inschrift: „Diese Seitenschiffe wurden erbaut mit Steinen der alten Stadtmauer im Jahre des Brückenbaues 1890“. Diese Tafel wurde später beim Anbringen des von Pfarrer Wilhelm Hefner angefertigten Missionskreuzes abgeschlagen.

An der Westseite des Langhauses war über dem Portal mit geradem Sturz und stichbogiger Verdachung in einem Medaillon die Jahreszahl 1722 angebracht (heute am Kirchturm eingemauert).


In dieser Kirche wurde auch ein neuer Hochaltar errichtet. Bürgermeister Dr. Zöller spendete sechs vergoldete Hochaltarleuchter.

Die Stadt kaufte die neuen Kirchenstühle. Die beiden vordersten Bankreihen unter der Empore waren für den Stadtmagistrat bestimmt. Deshalb waren in die Seitenwangen der Bänke Wappen, unter anderem auch das Stadtwappen eingeschnitzt.

Im Chor befand sich eine Stuckarbeit an der Decke der Halbkuppel, die Gott Vater mit der Taube, umgeben von Engeln und dem Himmel, darstellte.

Die Christusstatue auf dem linken Seitenaltar, dem Herz-Jesu-Altar, wurde von dem Würzburger Bildhauer Mathäus Schiestl geschaffen. Die Pieta des rechten Seitenaltars (Muttergottesaltar) wurde vom Geistlichen Rat Wilhelm Hefner durch eine Muttergottesfigur ersetzt über deren Herkunft aber nichts bekannt ist. Die alte reparaturbedürftige und unzureichende Orgel konnte nicht mehr aufgestellt werden und wurde durch eine neue von der Firma Link aus Giengen/Brenz ersetzt. Diese Orgel wurde 1964 abgebrochen und der Firma Hindelang in Zahlung gegeben.

Der von der Vorgängerkirche übernommene Taufstein aus dem Jahre 1684 wird wie folgt beschrieben: halbkugelförmiges Becken auf kugeligem Fuß, beide mit Engelsköpfen besetzt, Sandstein, Höhe 0,96 m. Er wurde auch wieder in der heutigen Kirche aufgestellt. (Im Hintergrund das Steinkreuz vom 1667 von Pfarrer Briccius.)

Das Hochaltarbild wurde 1894 von Professor August Holmberg (Direktor der Akademie in München) geschaffen. Das Ölgemälde zeigt Christus am Kreuz über Obernburg schwebend. Es wurde von Prinzregent Luitpold von Bayern gestiftet. In der oberen Hälfte sah man den sterbenden Heiland von zwei Engeln umschwebt. Nach unten gingen die Wolken über in eine Landschaft, die das damalige Obernburg im Abendlicht darstellte. Der breite vergoldete Rahmen stammte aus der Holzschnitzschule von Neuhammer.

Ebenfalls von der Vorgängerkirche wurde die wie folgt gekennzeichnete Kanzel aus dem Jahre 1680 übernommen: auf gewundener Säule polygoner Korpus, an dessen Ecken gewundene Säulen auf Konsolen, in den Feldern Muschelnischen mit den Holzfiguren Christi und der Evangelisten, Schalldeckel mit Akantusvoluten.

Pfarrer Hefner entfernte die 1890 angeschafften Terracotta-Kreuzwegstationen und ließ die 14 alten Kreuzwegbilder aus der zweiten Hälfte des 18. Jahrhunderts wieder aus dem Speicher holen und aufhängen. Aus künstlerischer Sicht sind aus dieser Kirche weiterhin zu erwähnen:

  • an der östlichen Außenseite Christus am Kreuz, Mitte 16. Jhd., handwerklich, nicht ganz lebensgroß,
  • St. Petrus und St. Paulus, dekorative Arbeiten des frühen 18. Jahrhunderts,
  • außen am Chorhaupt der Grabstein von Johannes Obernburger.

Diese Kirche sollte nach dem Ersten Weltkrieg erweitert werden (1925 hatte Obernburg 2018 Einwohner) und ein Baufond wurde gegründet. Als 1914 die Kirchenglocken und Pfeifen der Orgel für den Krieg benötigt wurden, wurde der erhaltene Betrag in den Baufond eingezahlt. Die Inflation mit der dramatischen Geldentwertung erlaubte es dann aber nicht, diesen Plan auszuführen. 1931 wurde die Kirche dann nur restauriert.

1952 wurde die Kirche an der Südostecke durch einen Anbau erweitert, in dem zur Weihnachtszeit die von dem Geistlichen Rat Wilhelm Hefner geschaffene Krippe aufgestellt wurde (näheres siehe auch Obernburger Blätter von 2004).

Emporen mit Orgel und Eingang vom Turm aus

Herz-Jesu-Altar

Marienaltar

Die fünfte Pfarrkirche (1964-1965)
In den 60er Jahren des 20. Jahrhunderts war auch diese Kirche wegen der nach dem Krieg angewachsenen Bevölkerung wiederum zu klein geworden und unter Pfarrer Ernst Janik wurde ein Neubau beschlossen. Um Platz zu schaffen, wurde zunächst das alte Pfarrhaus abgerissen und 1962 an der Ecke zur Unteren Wallstraße neu erbaut. Nach dem letzten Gottesdienst in der alten Kirche am 11.5.1964 erfolgte deren Abriss, lediglich der Kirchturm blieb abermals stehen.

Pfarrer Ernst Janik bei der Grundsteinlegung 1964

Das Zeltdach über der Wegkirche mit ihrem von der Straße zum Altar führenden Straßenbelag (Granitpflaster), das schon von außen einen deutlichen Schwerpunkt in der Dachlandschaft Obernburgs darstellt, wirkt von innen fast noch imposanter.

Die Kirche weitet sich nach Osten ein wenig aus und die farbigen Fenster geben dem Raum Weite und Helligkeit.

Nicht nur der Blick vom Mainsteg nach Obernburg zeigt, dass diese Kirche mit ihrem ungewöhnlichen 10-giebeligen Dach noch immer eine beherrschende Stellung in der Stadt einnimmt. Zusammen mit den beiden Rathausgebäuden bestimmt der dahinter stehende Kirchturm auch in der Römerstraße das Stadtbild und das Ensemble ist eines der häufigsten Fotomotive.

Im Turmdurchgang befindet sich nunmehr der Renaissancegrabstein der Brüder Johannes und Peter Obernburger aus dem Jahr 1552. In den Kircheninnenraum wurden das Taufbecken, die Figuren der Apostel Petrus und Paulus und das Steinkreuz von 1667 übernommen. Die neu geschaffene Unterkirche, deren Fenster von dem Obernburger Kunstmaler Richard Reis gestaltet wurden, ist dem ersten Heiligen von Amerika Johannes Nepomuk Neumann, dessen Vater in Obernburg aufgewachsen ist, geweiht. Von hier aus gelangt man in den Krippenraum. Hier fanden Krippe und Tempel, die Pfarrer Wilhelm Hefner zwischen 1930 und 1950 schnitzte, einen würdigen Aufstellungsort.

Für diese Kirche fertigte die Firma Hindelang aus dem Allgäu eine neue Orgel, die wiederum im November 2005 durch eine Orgel der Firma Rensch aus Lauffen am Neckar ersetzt wurde.

Orgel bis 1964

Hindelang-Orgel

Rensch-Orgel

1982 wurde an den Wänden ein von Max Walter geschaffener Bronze-Kreuzweg und über dem Altar ein über zwei Meter hohes bronzenes Chorkreuz von Peter Vollert angebracht. 1979 musste das nicht mehr ganz standfeste, von der Witterung geschädigte eiserne Kreuz vom  36 Meter hohen Kirchturms herabgeholt werden. Im Juli wurde es zusammen mit der vergoldeten Wetterfahne in Form eines Engels wieder auf die Turmspitze gehievt und dort verankert.

Die Kirchenglocken
Die Kirchenglocken wurden im Laufe des 18. Jahrhunderts erweitert und zum Teil auch umgegossen. Das kleinste Glöckchen hieß das Messglöckchen, weil es zur Frühmesse und zu den Privatmessen geläutet wurde. Das Vesperglöckchen wurde um drei Uhr nachmittags täglich als Zeichen für die Feldarbeiter geläutet. Die Elfuhrglocke gab den auf dem Felde arbeitenden Frauen das Zeichen, sich zur Bereitung des Mittagessens nach Hause zu begeben; sie diente auch als zweites Zeichen für den ordentlichen Pfarrgottesdienst. Die große Glocke wurde zu den Pfarrämtern und zum Englischen Gruße geläutet. Im Mittelalter hatte sie auch den Namen die Weinglocke, weil nach Anordnung des Erzbischofs die Gäste in den Weinhäusern gemahnt wurden sich nach Hause zu begeben, und zwar im Winter um 20, im Sommer um 21 Uhr; die Wirte sollten den Zapfen streichen. Mit der Feuer- oder Sturmglocke wurde zur Gemeindeversammlung, bei Feuersgefahr und bei dem Anmarsche des Feindes zu den Waffen gerufen. Im Jahre 1854 wurde sie bei einem großen Waldbrand so stark geläutet, daß sie zersprang. Die Marienglocke hatte ihren Namen von dem Läuten zum Englischen Gruß; sie zersprang ebenfalls.

Das im Jahre 1909 in Obernburg vorhandene Geläute bestand aus 5 Glocken. Darunter befand sich noch eine aus dem Jahre 1709 und die große Glocke aus dem Jahre 1790. Eine Glocke, die zweitgrößte, hatte einen Sprung erhalten und musste ersetzt werden. Nach dem Gutachten des bischöflichen Sachverständigen wurde die Beschaffung eines neuen Geläutes angeraten. Die Glockengießerei Gebrüder Klaus in Heidingsfeld erhielt den Auftrag für die Lieferung von vier neuen Glocken. 1910 wurde ein neuer Glockenstuhl montiert. Am 7. April 1910 trafen die neuen Glocken in Obernburg ein. Die kleine sogenannte Messglocke wurde aus dem alten Geläute übernommen, da sich ihr Ton in die Harmonie des neuen Geläutes gut einpasste. Am 22. April 1910 abends um 18 Uhr ertönte das neue Geläute erstmals.

Doch währte die Freude an dem Bronze-Geläute nicht sehr lange. Während des Ersten Weltkrieges, im Jahre 1917, wurden die Kirchenglocken gemäß einer Anordnung des Kriegsministeriums erfasst und beschlagnahmt. Von Obernburg wurden daraufhin im Frühjahr dieses Jahres zunächst zweiGlocken abgeliefert. Die übrigen drei blieben auf Grund eines beantragten Gutachtens der Bayer. Akademie für Tonkunst vom 1. November 1917 von der Ablieferung verschont und bildeten auch weiterhin Obernburgs Glockengeläut.

Erst im Jahre 1934 konnte dann die Ergänzung des Geläutes erfolgen. Am 5. August dieses Jahres hatten die beiden neuen kleineren Glocken, die der Heiligen Anna und dem Sel. Bruder Konrad geweiht waren, ihre kirchliche Weihe erhalten und  vom  23.  August  ab  erfreute das komplette  fünfteilige, jetzt  auf elektrischen Antrieb umgestellte Bronze-Geläute die Bewohner mit seinem Klang.

Im Jahre 1943 mussten für Kriegszwecke abermals vier Glocken abgeliefert werden. Von diesen kehrte eine zurück und erfüllte ihren Dienst. Um wieder zu einem vollständigen Glockengeläute zu kommen, wurden von der katholischen Kirchenverwaltung mit dem Bochumer Verein, Abt. Glockengießerei, bereits 1946 Verhandlungen aufgenommen und der Auftrag auf Lieferung von Stahlglocken erteilt. Leider dauerte es durch Verzögerungen und Währungsreform bis 1949, bevor die Lieferung erfolgte.

Auf dem Bild sind die fünf neuen Stahlglocken nebeneinander zu sehen. Die kirchliche Weihe erfolgte am 23.10.1949 durch Dekan Wilhelm Hefner, der auf dem rechten Bild vor den Glocken zu sehen ist.

Die große Dreifaltigkeitsglocke hat ein Gewicht von rund 50 Zentnern. Die zweitgrößte ist den Kirchenpatronen, den Hl. Aposteln Petrus und Paulus geweiht. Es folgen die Glocke der Schmerzhaften Muttergottes, der Heiligen Mutter Anna und des Sel. Bruders Konrad. Das Gewicht des ganzen Geläutes beläuft sich auf 145 Zentner.

Heinz Janson

Quellen:
In den vorstehenden Ausführungen wurde versucht, die Vermutungen und Fakten aus vielen Veröffentlichungen, deren Nennung eine eigene Seite füllen würde, nach bestem Wissen zusammenzustellen. Ein besonderer Dank gilt unserem Vereinsmitglied Peter Burkart für die zur Verfügung gestellten Unterlagen und Informationen.