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Heimat- und Verkehrsverein (HVV)
 63785 Obernburg am Main

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Michelbach Josef

Josef Michelbach

Josef Michelbach ist noch vielen Obernburgern in guter Erinnerung, denn sowohl seine schulischen als auch seine außerdienstlichen Tätigkeiten stellte er stets unter den Leitgedanken: „Alles für Obernburg!“

Geboren wurde er 1898 in Hammelburg als Sohn des Bürgermeisters. Nach kurzer Militärzeit während des Ersten Weltkrieges und anschließendem Studium war er zunächst in Fuchsstadt bei Hammelburg und später in Waldaschaff als Lehrer tätig. Am 1. Mai 1921 wurde er dann als Aushilfslehrer in Obernburg angestellt. Er wirkte bis 1961 als Lehrer, ab 1939 als Leiter und ab 1949 als Rektor an der Obernburger Volksschule.

Michelbach 1931 mit Jahrgängen 1921_22, 22_23, 23_24_sw
Michelbach Klassenbild mit mir

Das obere Bild zeigt
Josef Michelbach
im Jahr 1931
mit den 75 Schülern
der Jahrgänge
1921/22, 1922/23 und 1923/24.

Das untere zeigt ihn im Jahre 1959 mit den Jahrgängen 1945 und 1946.

 

Beide Male war er
korrekt gekleidet
mit Anzug und Krawatte.

Seine Tätigkeit in Obernburg wurde allerdings durch die Kriegsereignisse – Michelbach verbrachte den Zweiten Weltkrieg an der Front und wurde schwer verwundet – und seine Gefangenschaft (1944-1948) in Russland unterbrochen. Erst 1948 kam er nach Obernburg zurück. Seine mehr als 2000 Schüler nahmen bedingt durch die Art und die vielen Talente Michelbachs viel für ihren weiteren Lebenweg aus seinem Unterricht mit.

Während sich seine Vorgänger Zink und Hußlein außerhalb des Schuldienstes mehr auf musikalischem Gebiet hervortaten, verlegte sich Josef Michelbach auf die geschichtliche Forschung und als ehrenamtlicher Mitarbeiter und Beauftragter des Landesamtes für Bodendenkmalpflege auf das Retten und Konservieren der archäologische Zeugnisse unserer Stadt. Bei den meisten Ausgrabungen der Fundstücke war Michelbach selbst dabei (wir, seine Schüler nannten ihn deshalb auch liebevoll „Scherweseppl“ = Scherben-Josef). Seinem Engagement war es zu verdanken, dass schon seit den dreißiger Jahren die Forderung nach einem städtischen Museum in der Öffentlichkeit wachgehalten wurde. Ein besonderer Verdienst von ihm war, dass man die wertvollen historischen Funde aus der Römerzeit nicht in auswärtige Museen brachte.

Krönung nach langjähriger Arbeit war dann 1955 die Eröffnung des „Römerhauses“, für dessen Entstehung die Entdeckung einer Grabstätte an der Miltenberger Straße auf dem Neubaugrundstück von Dr. Vits maßgeblich war. Durch die finanzielle Unterstützung dieses Förderers konnte Michelbachs lange gehegter Museumswunsch in Erfüllung gehen. Er hat aber nicht nur das Römermuseum eingerichtet, sondern er verfasste auch ein Büchlein über die Sammlung. Stets war Rektor Michelbach auch bereit, Wissenschaftler und Besucher durch das schmucke Museum zu führen und die einzelnen Funde zu erklären.

Doch nicht nur das Sammeln der Kulturschätze aus vergangenen Zeiten in mühevoller Kleinarbeit und die Sorge, die Funde vor Witterung und unsachgemäßer Behandlung zu schützen, waren Anliegen Michelbachs. Er erweckte und erhielt mit kurz gefassten und verständlichen Berichten bei den Bürgern das Interesse für das Geschichtliche. Seine informativen Abhandlungen waren damals in mehreren Zeit- und Festschriften zu finden. Unter anderem erstellte er auch 1957 eine Sammlung mit Fotografien und Beschreibungen der Bildstöcke im Obernburger Gemarkungsbereich.

Schon frühzeitig betätigte er sich als Organisator bei Umzügen und verwirklichte dabei seine Ideen. Das Apfelblütenfest ist in der Vergangenheit nicht zuletzt auf seine Initiativen hin zum größten Heimatfest des Untermains geworden. Auch das Johannes-Obernburger-Fest 1953 wurde von ihm organisiert.

Um seine Zeitgenossen für die Heimatpflege zu gewinnen, gründete Michelbach 1949 mit Gleichgesinnten den Heimat- und Verkehrsverein, für den er bis 1962 als Vorstand arbeitete. Viele Anregungen, die er dem Stadtrat, gleichsam als Sprachrohr des Vereins und der Bevölkerung, vorbringen konnte, fanden Verwirklichung. Für seine Verdienste wurde er daher zum Ehrenvorstand ernannt. Daneben war Rektor Michelbach auch beim Waldhausverein und beim Spessartbund Vorsitzender. Besonders erwähnt wird in alten Zeitungsberichten, dass sich Michelbach stets eine Neutralität bewahrt hat und im Umgang mit allen Kreisen ein gutes Einvernehmen hatte.

Malen war für Michelbach Liebhaberei. Über die Jahre erstellte Michelbach so eine umfangreiche Sammlung von Zeichnungen und Aquarellen der Schönheiten Obernburgs und dokumentierte durch seine Bildwerke heute nicht mehr vorhandene Ortsansichten, Gebäude und Landschaften.

Michelbach Aquarell Unteres Tor Kirche Baumann

Zum ersten Mal in der Geschichte Obernburgs wurde 1962 mit einstimmigem Stadtratsbeschluss eine Bürgermedaille in Gold an Josef Michelbach verliehen. Wie Bürgermeister Willy Nees damals in seiner Ansprache betonte, genieße Josef Michelbach nicht nur in Obernburg allgemeines Ansehen. Er habe sich im Verlaufe der über vier Jahrzehnte, während der er in Obernburg arbeitete, besondere Verdienste um das Wohl der Stadt Obernburg erworben. Mit der goldenen Medaille würden nicht nur die arbeitsreichen Berufsjahre als Pädagoge gewürdigt, sondern vor allem auch die forscherische und konservatorische Tätigkeiten auf dem Gebiet der altrömischen und kirchengeschichtlichen Funde.

Ebenfalls 1962 hat der Stadtrat beschlossen, eine Kunstmappe, geschmückt vom Obernburger Wappen, mit 25 Federzeichnungen Michelbachs, die den Titel „Obernburg am Main – Ansichten aus alter Zeit“ trägt, zu erwerben und in einem Buch zu veröffentlichen. So wurden diese Kostbarkeiten den Obernburgern bekannt gemacht und blieben auch für die Nachwelt erhalten.

Michelbach Annakapelle und Knechtsmühle

Die Zeichnung aus diesem Buch zeigt die Annakapelle am Mühlbach mit Almosenturm und Mottmühle um 1850.

Abschied nehmen musste Josef Michelbach 1972 infolge einer schweren Operation von all den Tätigkeiten, die ihm in den vielen Jahren, in denen er zu einem Obernburger wurde, ans Herz gewachsen waren. Er verstarb am 10. Februar 1978 kurz vor Vollendung seines 80. Lebensjahres.

Sein Wirken wurde im Februar 1978 mit dem Bundesverdienstkreuz am Bande gewürdigt, das leider erst zwei Monate nach seinem Tod in Obernburg eintraf, wo seine Frau Loni diese hohe Auszeichnung stellvertretend für ihren verstorbenen Gatten in Empfang nahm.

Heinz Janson