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Heimat- und Verkehrsverein (HVV)
 63785 Obernburg am Main

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Heinrich Bingemer

Der 1865 geborene Heinrich Bingemer kam im Jahre 1886 als Redakteur des „Obernburger Boten“ nach Obernburg. Nach dem Besuch der Handelsschule hatte der gebürtige Miltenberger in der Volkhardtschen Druckerei in Amorbach die „Schwarze Kunst“ erlernt. Gottlob Volkhardt war auch der Herausgeber des „Klingenberger-Obernburger-Boten“ sowie der Nebenausgaben „Generalanzeiger für Stadt und Bezirk Klingenberg“ und „Wörther Zeitung“. Im Jahre 1890 heiratete der strebsame Drucker und Journalist die Tochter Anna aus der Obernburger „Mott’schen Mühle“. Anna Mott entstammte einer angesehenen Familie der Stadt. Ihre Vorfahren waren früher vom Bayerischen König als beste Pferdezüchter des Landes ausgezeichnet worden.

 

 

Von 1892 bis 1907 lebte das junge Paar in Adelsheim, wo Heinrich Bingemer eine Druckerei leitete und Mitbegründer der Freiwilligen Feuerwehr war. Die Familie zog 1907 mit vier Kindern zurück nach Obernburg. Hier kaufte Heinrich Bingemer 1907 von Volkhardt die Obernburger Druckerei, der dann auch noch die Übernahme einer Druckerei in Klingenberg folgte. Die Heimatblätter nannte er „Obernburger Bote“, „Klingenberger Tagblatt“ und „Wörther Anzeiger“.

Die Druckerei in Obernburg zog von den zu eng gewordenen Räumen des Fachwerkhauses in der Römerstraße 41 (in dem der Weihestein des römischen Präfekten Lucius Petronius Florentinus eingemauert ist) in das frei gewordene alte Schulhaus im Anbau des Rathauses.

In diesen Räumen entstand bis 1927 der „Obernburger Bote“, eine Zeitung, die sich im Landkreis Obernburg immer größerer Beliebtheit erfreute. Mit dieser, seiner Zeitung, prägte Heinrich Bingemer, ein Mann von umsichtiger Tatkraft und journalistischem Geschick, das neue Bild des aus dem Kleinbauern- und Handwerkerstand herauswachsenden Landkreises mit. Er suchte und fand den Kontakt zur Bevölkerung seiner Wahlheimat.

Den Forderungen der aufblühenden Industrie- und Geschäftswelt wurde er in seiner Akzidenzdruckerei in Klingenberg gerecht. Nach dem Ersten Weltkrieg erwies sich die Druckerei in der alten Obernburger Schule als zu klein.

Nachdem die schlechten Zeiten einigermaßen überstanden waren, wurde das oben zu sehende Haus am Unteren Tor gekauft und abgerissen und bis 1927 das neue markante Haus (rechts) erbaut.

Bei besonderen, außergewöhnlichen Anlässen trat er auch schriftstellerisch hervor, so war er u.a. Herausgeber einer Festschrift anlässlich des 75. Geburtstages der Großherzogin Luise von Baden und einer solchen zum 90. Geburtstag des Prinzregenten Luitpold von Bayern.

Als am 29.9.1913 beim größten Brand, der Obernburg je heimsuchte, 13 Wohnhäuser und eine Anzahl Nebengebäude im „Schwarzviertel“ (Gebäudeblock zwischen Oberer Gasse, Schustergasse und Unterer Wallstraße) abbrannten, rief er zu einer weltweiten Hilfsaktion für die Geschädigten auf. Sogar aus Amerika kamen damals Geld- und Sachspenden, so dass die Summe von 10.000 Mark verteilt werden konnte.

Heinrich Bingemer leitete von 1919-1928 nicht nur die Obernburger Feuerwehr als Kommandant. Als Bezirksbrandinspektor wurde er zu einem Pionier des modernen Feuerlöschwesens und als Kreisbrandinspektor rief er die "Unterfränkische Kreisfeuerwehrzeitung" ins Leben. Neben der Feuerwehr war er besonders dem Sport verbunden. Seine Geselligkeit und sein Humor ließen ihn aber auch zu einem verdienstvollen Förderer des gesamten Vereinswesens Obernburgs werden.

 Während des 1. Weltkrieges leitete er das Heimatlazarett Obernburg in großzügiger Art. Im öffentlichen Leben Obernburgs war er eine markante Persönlichkeit. Seine Kenntnisse, sein Wesen, sein warmes Herz für die nicht besonders mit Glücksgütern gesegneten und seine wertvollen Verbindungen waren Ursache seiner Berufung in das Gemeindekollegium und in den Stadtrat, dem er bis zu seinem Tod angehörte. Er war auch längere Jahre Vorstand des Turnvereins, Vorstand der Ortskrankenkasse Obernburg sowie Verwalter verschiedener Ehrenämter. Für seine Tätigkeiten wurde er mit zahlreichen Orden und sonstigen Auszeichnungen geehrt. Seine Parole war stets: „Obernburg hoch!“

Heinrich Bingemer war ein Mann, der weit über die Grenzen des Landkreises bekannt war. Wie beliebt er war zeigt, dass ihn über 2000 Menschen zur letzten Ruhe begleiteten.

Die Stadt würdigte ihn in ihrem Nachruf: „Tieferschüttert und voll Trauer stehen wir an der Bahre eines edlen und seltenen Mannes, der sich um die Entwicklung unserer Stadt reiche Verdienste erworben hat. Ausgestattet mit überragenden Geistesgaben und großem Organisationstalent war er einer unserer Besten. Ein selbstloser, opferwilliger und von Sorge für das Wohl der Allgemeinheit erfüllter Mensch ist für immer von uns geschieden.“

Die Stadt dankte dem im März 1928 an den Folgen eines Schlaganfalles verstorbenen Verleger, indem sie im Norden Obernburgs eine Straße nach ihm benannte.

Heinz Janson nach Unterlagen von Heidi Zöller