Beim Zwölf-Uhr-Läuten wurde Rast gehalten, wenn möglich unter einem schattenspendenden Baum oder, wenn es daran mangelte, hinter einem Ährenzelt, wo die Sonne etwas Schatten warf. Da wurde dann mit dem in Selterwasserflaschen abgefüllten Ebbelwoi der Durst gelöscht (die Flaschen waren zum Kühlhalten mit nassem Zeitungspapier umwickelt). Dazu wurde das mit auf den Acker genommene deftige Vesper mit Heißhunger verspeist. Für die mithelfenden Kinder und die „Weibsleit“ gab es aus einer großen blau-emaillierten Kanne kalten Kaffee, einen „Muggefugg“, der aus von Oma Anna selbst gerösteten Gerstenkörnern und Zusatz von Zichorie (zum Schwärzen) zubereitet worden war. Und wenn ein längeres Tagewerk bevorstand, dann ließ die Großmutter das Essen von einem ihrer vielen Enkel zu den Erntearbeitern „aufs Feld tragen“.
Wehe, wenn es aber mitten in den „Ährn“ (der Getreideernte) regnete. Dann zogen schwere Gewitter im bäuerlichen Haushalt auf und entluden sich über Mensch und Tier. Und dem mürrisch-grimmigen Gesicht des Bauern ging dann jeder gerne aus dem Weg. Kam die Sonne aber wieder hinter den Wolken hervor, hieß es: „Alles raus auf den Acker – umsetzen“! Die Gebunde wurden gelüftet, damit sie rasch abtrockneten, denn sonst wuchsen die Ähren aus – die Körner fingen an zu keimen. Das bedeutete Verlust an Qualität und Gewichtsabzug. Es war zum „Auswachsen“. Vielleicht rührt der Ausdruck für "Ärgernis" daher.
Nach einigen Tagen kam dann der mit zwei Pferden (oder wie beim Salsche Lepold mit zwei buntscheckigen Kühen) bespannte Leiterwagen aufs Feld gefahren. Die Garben wurden mit der Mistgabel hinaufgegabelt und quadratisch im Lot hoch aufgetürmt; ein Werk für Könner. Und wenn auf den holprigen, schiefen Feldwegen eine Getreidefuhre umkippte, war das für jeden Bauern eine Schande, die noch lange an den Wirtshaustischen beim „Thedor“ (Gasthaus Traube) oder im „Urtyp“ Gesprächsstoff war. Zu Hause angekommen hieß es abladen und die Garben in der Scheune aufschichten.
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