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Heimat- und Verkehrsverein (HVV)
 63785 Obernburg am Main

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Weiler Passfoto

Fridolin Weiler

Fridolin Weiler, von den Obernburgern liebevoll Friedel genannt, wurde am 21. Mai 1917 als drittes von vier Kindern der Eheleute Gregor Weiler, Fischermeister und Landwirt, und Anna Weiler, geb. Rothermich, in Obernburg in der Unteren Gasse 23 geboren. Aus einem katholischen Elternhaus stammend wurde er ein eifriger Ministrant. Nach dem Besuch der Volksschule in Obernburg wechselte er von 1928 bis 1935 zum Progymnasium Miltenberg und 1935 zum humanistischen „Neuen Gymnasium Würzburg“ mit Abschluss Abitur. Nebenher lernte er Klavier- und Orgelspielen. In den Ferien hörte man ihn dann fleißig an der Orgel in der Stadtpfarrkirche und auch in der Annakapelle üben.

Das 1938 in Würzburg begonnene Lehramtsstudium wurde 1939 mit der Einberufung zum Kriegsdienst unterbrochen. Er wurde als Ausbilder in mehreren Standorten eingesetzt. Am 10.10.1940 heiratet er die in Klosterneuburg in Österreich geborene, jedoch aufgrund der damaligen politischen Verhältnisse in Obernburg tätige Lehrerin Maria Hlawacz. Aus der Ehe gingen fünf Kinder hervor. Da die Lehrerdienstwohnung in der Mädchenschule gegen Kriegsende in ein Hilfslazarett und Behelfsaltersheim umfunktioniert wurde, baute man für die Familie Weiler das neben der ehemaligen Mädchenschule stehende Nebengebäude der Schulschwestern in eine Wohnung um.

Gegen Ende des Krieges kam Weiler im Allgäu in Gefangenschaft, aus der er am 21. Juli 1945 entlassen wurde. Am 1. Oktober 1945 wurde er in den „mainfränkischen Volksschuldienst“ mit Anstellung in Obernburg übernommen. Doch schon 1947 versetzte man Weiler zum Leidwesen seiner Schüler nach Großwallstadt. Sie protestierten mit Kreideinschriften auf den Treppenstufen der Schule, u. a. „Trauer“, „Pult ohne Chef“, „Gebt uns unseren Weiler wieder zurück“.

1948 legte er die zweite Lehramtsprüfung erfolgreich ab. 1959 erfolgte seine Ernennung zum Oberlehrer. In den 50er Jahren unterrichtete er sechs Jahre lang nebenberuflich an der Kreisberufsschule und an der Landwirtschaftlichen Berufsschule in Obernburg. 1961 wurde Weiler wieder an die Volksschule Obernburg versetzt. 1962 erfolgte der Umzug der Familie zurück nach Obernburg in den 1. Stock des Lehrerwohngebäudes in der Römerstraße 85. Von 1961 bis 1966 war er auch als Seminarleiter zuständig für die Fortbildung der Junglehrer.

Weiler an der Orgel

Links: Fridolin Weiler am Orgeltisch

 

Rechts: Fridolin Weiler mit seinem Fahrrad auf der Fähre

Weiler auf Fähre

Fridolin Weiler blieb seiner Heimatstadt Obernburg immer eng verbunden. Ab 1950 übernahm er regelmäßig den Organistendienst in der Stadtpfarrkirche Obernburg (wofür ihm die Kirchenbesucher sehr dankbar waren, denn er spielte gerne deren Lieblingslieder). Da er kein Auto besaß, pendelte er zu jeder Jahreszeit und bei Wind und Wetter mit dem Fahrrad zwischen Großwallstadt und Obernburg. Oft warteten Pfarrer und Ministranten vor der 7-Uhr-Messe in der Sakristei, bis sie seine Schritte auf der knarrenden Emporentreppe hörten und sie von seinem Orgelspiel begleitet in die Kirche einziehen konnten. Und nach der Messe musste er schnell zurück nach Großwallstadt, wo um 8 Uhr seine Schüler auf ihn warteten.

Weiler mit Kirchenchor

Daneben war Weiler viele Jahre lang Leiter des Obernburger Kirchenchores. Zu den wöchentlichen Proben kam er natürlich auch per Fahrrad.

Weiler war sehr heimatverbunden und pflegte mit Hingabe alte Traditionen. Es gelang ihm spielerisch, seinen Schülerinnen und Schülern im Fach Heimatkunde geschichtliche Zusammenhänge und damit verbunden die Liebe zur Heimat lebhaft und anschaulich zu vermitteln. Selbst heute noch erzählen ehemalige Schüler in guter und dankbarer Erinnerung von den schönen alten Schulzeiten bei „ihrem“ gütigen und gerechten „Lehrer Weiler“, von ihrem Lieblingslehrer.

Weiler bei Stadtfuehrung mit Schuelern

Häufig begleitete Weiler als Stadtführer Gäste der Stadt auf fachkundige, spannende und humorvolle Weise durch Obernburg und wies sie gerne auf die besonderen Schönheiten der historischen Denkmale hin. Die große Begeisterung für seine Heimat und die Pflege alter Traditionen, auf die er viel Wert legte, wirkte immer ansteckend. Sein geselliges, liebenswertes Wesen sprang als Funke auf andere Menschen über. Heimatpflege war für ihn mehr als nur ein Hobby.

Was Weiler auszeichnete und seinen Lebensweg bestimmte, war die Bereitschaft, Verantwortung zu übernehmen. Hier einige Beispiele: So übernahm er schon 1948 die Leitung der neu formierten Kapelle des Musikvereins Großwallstadt. Später gehörte er dem CSU-Stadtrat in Obernburg an, war langjähriges Mitglied des Kreistages und gehörte als Schriftführer auch zum Kreisvorstand der CSU im Altlandkreis Obernburg. Bei Kommunalwahlen lag er bei den erzielten Wählerstimmen immer ganz vorne.

Weiler war bis Ende 1964 Leiter des gemischten Chores der Gesangsabteilung des Turnvereins Großwallstadt und auch Leiter des Männerchores Wörth am Main. Der Deutsche Sängerbund ehrte ihn 1964 mit der Silbernen Ehrennadel anlässlich seiner 25-jährigen Tätigkeit als Chorleiter.

Darüber hinaus war Friedel Weiler auch aktives Mitglied in vielen Obernburger Vereinen, unter anderem auch beim Heimat- und Verkehrsverein. Über viele Jahre war er nebenberuflich auch als Reporter für „Main-Echo“ und „Volksblatt“ tätig, für die er Berichte von Veranstaltungen in und um Obernburg und Beiträge zur Heimatgeschichte schrieb.

Weiler mit Lehrerkollegen

Sein Beruf als Lehrer (im Bild oben Fridolin Weiler im Kreise von Lehrerkollegen und -kolleginnen) und die vielen Ämter, die er nebenberuflich ausübte, kosteten nicht nur Zeit, sondern auch Kraft, vielleicht zu viel Kraft. Ein Herzschlag brachte ihm am 5. Januar 1968 völlig überraschend in einem Aschaffenburger Krankenhaus den Tod, unfassbar für die Familie und alle, die ihn kannten und als liebenswerten, immer hilfsbereiten Menschen schätzten. Zwanzig Traueransprachen bezeugten die große Popularität, die Fridolin Weiler genoss.

Hier einige Würdigungen aus den Nachrufen: „Weiler war im gesamten Landkreis und darüber hinaus bekannt. Man schätzte ihn als Lehrer, man achtete ihn ob seiner steten Hilfsbereitschaft und seiner Leutseligkeit, man mochte ihn als Gesellschafter und man bewunderte seine Vielfältigkeit. Dabei war Weiler stets der bescheidene Mensch, der meist unauffällig wirkte, der oft im Stillen Gutes tat. Manchmal wollte es scheinen, als drücke ihn eine unsichtbare Last nieder. Doch stand er aufrecht und guten Mutes im Leben, das ihn nicht schonte. Weiler war hart gegen sich selbst, gütig zu anderen und ein Mensch, der Menschen brauchte. Wenn er allein gewesen war, hat er sich bedrückt gefühlt. Keiner ist auf der Straße an ihm vorübergegangen, ohne von ihm ein gutes Wort, einen freundlichen Zuruf zu bekommen. Weiler war ein Mensch, bei dem neben seinen hervorragenden menschlichen Qualitäten selbst auch die kleinen Schwächen liebenswert waren und der sich trotz aller Nackenschläge, die ihm nicht erspart blieben, ein sonniges Gemüt bewahrte“.

Heinz Janson nach Unterlagen von Elisabeth Friesen, geb. Weiler