Aus dem Obernburger Boten "Gestern verstarb Altbürgermeister Eduard Deckelmann. Mit ihm ist ein Mann dahin gegangen, dem viel Freud und Leid im Leben beschieden war. Freud in den ersten Jahren seines häuslichen und gemeindlichen Wirkens und in seinen letzten Lebensjahren im Kreise einer lieben Familie. Aber auch ein reiches Maß von Leid, indem er seine erste Gemahlin mit sämtlichen Kindern aus dieser Ehe frühzeitig ins Grab sinken sah. Das hiesige Gasthaus "Zum Ochsen" war in jungen Jahren sein Arbeitsfeld. Den "Ochsen", in dem schon König Ludwig I., von Aschaffenburg kommend, einkehrte, brachte Deckelmann auf eine beachtenswerte Höhe. Seine Metzgerei und Wirtschaft boten nur Gutes und er selbst war das Muster eines Geschäftsmannes. Begabt mit einem herzlichen Humor und mit einer kräftigen Stimme war er lange Jahre Vorstand des hießigen Männergesangvereins, der auch im "Ochsen" sein Probelokal hatte. Wer zählt die schönen Stunden, welche die Sänger hier verlebten. Frühzeitig, schon unter Bürgermeister Kreß, griff er ins gemeindliche Leben und Wirken ein. Im Gemeindekollegium wirkte er ebenso vielseitig und glücklich wie später als Bürgermeister. Mainbrücke, Wasserleitung, neue Knabenschule, Kanalisation usw. hat er im Verein mit der Stadtvertretung energisch gefördert. Als langjähriger Landrat (Anmerkung: heute Kreisrat) vertrat er gewissenhaft die Interessen des Bezirkes. Der Verlebte wird in der Geschichte Obernburgs und des Bezirkes immer einen ehrenvollen Platz einnehmen."
Und aus dem Nachruf des Stadtrates, unterzeichnet von Bürgermeister Wörn: "Gestern Nachmittag gegen 6 Uhr durcheilte die Trauerkunde unsere Stadt, daß unser allverehrter Altbürgermeister und Ehrenbürger der Stadt Obernburg für immer die Augen geschlossen hat. Ein tückisches Leiden warf ihn vor kaum 10 Tagen auf das Krankenlager, dem weder die sorgsamste Pflege seiner Angehörigen, noch die Kunst der Ärzte Einhalt gebieten konnte, sodaß ihn gestern ein sanfter Tod von seinem Leiden erlöste. Am 1. Januar 1881 wurde der Heimgegangene in das damalige Gemeindekollegium berufen, welches ihn am 1. Januar 1894 zum Bürgermeister seiner Vaterstadt wählte. Volle 25 Jahre stand er an verantwortungsvoller Stelle; mit klarem Blick, mit unermüdlichem Eifer und seltener Pflichttreue waltete er während dieser langen Zeit seines schweren Amtes. Eine lange Reihe von Jahren von 1894 bis 1918 gehört er dem unterfränkischen Landrate und von 1894 bis 1918 dem Distriktsratsausschusse an. Alle diese Ehrenämter versah er in uneigennütziger Weise und stellte seine reichen Erfahrungen in den Dienst der Allgemeinheit. Bis in seine letzten Lebenstage hinein galt seine Sorge und sein Interesse noch seiner überaus geliebten Vaterstadt Obernburg."
Eduard Deckelmann war Mitbegründer des Verkehrsvereins. Seine Tochter Emilie aus der zweiten Ehe mit Juliane Klimmer ist die Mutter von Theo Vad. An diesen verdienten Mann erinnert die Deckelmannstraße, die von Opel-Brass Richtung Annakapelle führt.
Heinz Janson
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